Das Ruhrgebiet ist immer wieder einen Ausflug wert. Diesmal stand für mich ein Klärwerk auf dem Programm. Ein Ausflug ins Klärwerk? Ja, denn der Bernepark Bottrop ist ein tolles Beispiel dafür, mit wieviel Phantasie und Ideenreichtum Schandflecken von gestern zu richtig tollen Ausflugszielen umgestaltet werden und sich zu ganz besonderen Orten wandeln können.
Vom Klärwerk zum Kunstwerk
Zwischen dem Oberhausener Gasometer und dem Nordsternpark in Gelsenkirchen liegt an der Emscher in Bottrop der Bernepark. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde hier ein Klärwerk in Betrieb genommen, das 1997 stillgelegt wurde. Wie man es von einem stillgelegten Klärwerk erwarten würde, interessierte sich erst mal niemand sonderlich für diesen Ort. Aber dann kam die Emscherkunst.2010, und der Ort wurde vom hässlichen Entlein zu einem Ort der Industriekultur.
Internationale Künstler gestalteten rund um die beiden Klärbecken einen wirklich schönen und sehr originellen Park. Der Bernepark stand schon lange auf meiner Liste. Das sonnige Wetter eines Novembertags im Lockdown nutzte ich dann endlich, um mir das mal aus der Nähe anzuschauen. Beide Klärbecken sind über die ursprünglichen Pontonbrücken begehbar. Eines der Becken ist heute mit Frischwasser gefüllt. Goldfische tummeln sich darin. Das andere Becken ist ein Senkgarten, bepflanzt mit jeder Menge Stauden und Gräser. Dazwischen gibt’s überall Bänke. Man kommt sich ein bisschen vor wie in einem Amphitheater.
Übernachten im Kanalrohr
Zu normalen Zeiten ist das Parkhotel hier ein absolutes Highlight. Hier kannst Du nämlich in Stücken von Kanalrohren übernachten, die zu kleinen Hotelsuiten umgestaltet wurden. Von Mai bis Oktober kann man hier einziehen. Einen festen Übernachtungspreis gibt es nicht. Jeder zahlt das, was er für angemessen hält.
Einen Durchmesser von 2,40 Meter hat so eine Röhre. Das heißt, Du musst Dich nicht irgendwie zusammenkauern, sondern Du kannst ganz locker stehen. Für Leute wie mich, die es gewohnt sind, im kleinen Camper zu übernachten, ist es geradezu ein Luxushotel. Natürlich gibt’s Strom und ein gemütliches Bett. Durch ein Bullauge kannst Du nachts den Sternenhimmel über dem Ruhrgebiet genießen. Übrigens wurden die Röhren von dem österreichischen Künstler Andreas Straß gestaltet.
Speisen im Maschinenhaus
Nach einem Spaziergang durch das „Theater der Pflanzen“ genannte Senkbecken kann es natürlich sein, dass Du ordentlich Hunger bekommst. Wenn gerade kein Lockdown ist, dann ist im Bernepark Bottrop bestens vorgesorgt. Denn im alten Maschinenhaus des Klärwerks gibt es ein schönes Restaurant. In dem hellen Gebäude mit den großen Rotunden kannst Du es Dir so richtig schmecken lassen. Oder Du nimmst im Biergarten Platz und sitzt dann quasi mitten im Park. Als ich da war, herrschte gähnende Leere. Nett zum Fotografieren, aber irgendwie auch traurig und trostlos. Ich hätte hier so gerne zumindest einen Kaffee getrunken.
Das Maschinenhaus ist mit dem Slogan „Catch as you can“ von Lawrence Weiner verziert worden. Die bunte und abends erleuchtete Reklameschrift erinnert an die Zeit der Entstehung des Gebäudes. Und wer im Parkhotel übernachtet, kommt noch in einen anderen Kunstgenuss: Mischa Kuball inszenierte an den runden Beckenrändern des „Theater der Pflanzen“ eine animierte Lichtinstallation. Nach Sonnenuntergang sorgen leuchtende LED-Rohre dafür, dass der Eindruck entsteht, die Stegbrücken der Becken seien noch in Betrieb und drehten sich wie früher. Mit einem Bierchen vor einer der Röhren-Suiten des Parkhotel zu sitzen und sich das anzugucken, muss wirklich ein Erlebnis sein.
Vom Bernepark Bottrop ins ganze Ruhrgebiet
Übrigens führt direkt hinter dem Parkhotel der Emscher-Weg entlang. Der geht von der Quelle der Emscher in Holzwickede bis nach Dinslaken. Rund 100 Kilometer Radtour immer an der Emscher entlang sind hier also möglich. Der Bernepark Bottrop ist auf jeden Fall eine Reise wert. Wie so viele tolle Orte im Ruhrgebiet. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Ausflug in die wunderschöne Margarethenhöhe in Essen? Oder mit Stahl kochen bei ThyssenKrupp in Duisburg? Für mich ist das Ruhrgebiet eins der spannendsten Reiseziele in Deutschland. Ich bin froh, so nah dran zu wohnen und immer mal wieder hierher zurückkehren zu können.
100 km Radweg an der Ems entlang, das beeindruckt mich wirklich. Toller Name „Theater der Pflanzen“ und coole Idee das Senkbecken dafür zu verwenden.
Alles Liebe
Annette
Es ist die Emscher, nicht die Ems.:-) Aber beeindruckend finde ich es auch..
Im ersten Moment liest sich die Überschrift nicht wirklich einladend 🙂
Ob ich wirklich nochmal INS Klärwerk möchte? Eher nein, meine Erfahrungen dort bei Führungen reichen mir.
So eine Radtour – bei 100 km – wahrscheinlich lieber an zwei Tagen, finde ich sehr cool.
Die Region ist mir nicht wirklich bekannt und so ist der Artikel gespeichert.
Liebe Grüße, Katja vom https://weltnah-magazin.de
Es IST ja kein Klärwerk, es war mal eins. Jetzt ist es ein wirklich eindrucksvolles Kunstwerk. Steig einfach mal ab, wenn Du vorbeiradelst. Lohnt sich auf jeden Fall.
Das klingt wirklich cool, und auch ein bisschen abgefahren. Ich bin nicht sicher ob ich mich in so einer Röhre wohlfühlen würde… Aber: Das Ruhrgebiet hat echt tolle Ecken, es wird viel zu selten gewürdigt! Vielen Dank für den spannenden Ausflugstipp!
Viele Grüße,
Katharina (von https://www.windelnundworkouts.de)
Röhre klingt erst mal eher übel. Aber die Dinger sehen echt einladend aus. Ich werde das mal testen bei Gelegenheit. Bin „angefixt“ von der Idee.:-)
Eine tolle Umgebung und toll das man dem Klärwerk wieder einen Sinn gegeben wurde. Von deinen Bildern traumhaft und diese Röhren zum Schlafen wäre ja mal was anderes und mit dem Sternenhimmel auch dann ein Blickfang. Wusste davon noch nichts, aber wie schon muss das im Sommer dort sein?
Liebe Grüße
Julia
Ja, ich denke auch, dass es im Sommer super ist. Schön wär auch, wenn ein paar andere Menschen da wären. Ich hatte alles für mich allein. Ganz nett zum Fotografieren, aber im Endeffekt dann doch eher traurig…
Es ist sicher mal interessant zu sehen, wie so ein Klärwerk funktioniert. Aber auch die Idee, aus einem stillgelegten Betrieb doch noch was nettes zu machen, finde ich schön. Vielleicht dauert es einfach noch, bis sich hier die ersten Neugierigen einfinden.
Wie ein Klärwerk funktioniert, erfährt man dort eher weniger. Dafür um so mehr, wie man aus so einem alten Teil ein richtig cooles Kunstwerk gestalten kann.
Ich dachte mir zuerst auch „wie jetzt, Abenteuer im Klärwerk und übernachten in Kanalrohren“ – und dann hab ich die Bilder gesehen und musste da echt schmunzeln. Richtig cool, was daraus gemacht wurde und welche Idee man umgesetzt hat. Ich persönlich könnte in so einer Röhre nicht schlafen, aber für all jene die das spannend finden, ist das eine richtig coole Idee 🙂
liebe Grüße
Alice von https://www.alicechristina.com
Übernachten im Kanalrohr ist sicher nicht jedermanns Sache – muss ja aber auch nicht. Jedem das Seine.:-) Man kann ja auch einfach so mal hinfahren. Ist auch schon sehr interessant…
Das ist ja mal ein etwas anderer Ausflugstipp, sowas habe ich noch nie gehört 😀
Klingt aber echt interessant!
Alles Liebe
Katii
Ja, ist mal ganz was Anderes. Gerade das macht es für mich so interessant.
Ist es nicht toll, wenn aus solchen stillgelegten Anlagen etwas Neues wird? Wir waren mal in einem stillgelegten Stahlwerk, um dort eine Führung mitzumachen! Das fand ich damals schon sehr interessant! Aber das Klärwerk und vor allem die außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit interessiert mich auch sehr! Für sowas bin ich ja echt zu haben!
Liebe Grüße
Jana
Ja, das finde ich auch. Übrigens ist eine Führung auch in einem Stahlwerk spannend, das noch in Betrieb ist. Schau mal hier: https://www.trippics.de/reise/deutschland/thyssenkrupp-duisburg-stahl-kochen-in-europas-groesster-kueche/
Macht superviel Spaß!
Liebe Renate,
Da hast du uns ja mal wieder auf einen spannenden Ausflug mitgenommen. Ich sollte echt mehr das Ruhrgebiet erkunden. Ich finde es toll, wie hier Künstler und andere mit viel Herz aus dem Klärwerk einen richtig tollen Park gestaltet haben. Die Lichtinstallation nach Sonnenuntergang würde mich am meisten interessieren – dafür müsste ich dann wohl im Hotel übernachten. Aber das Schauspiel, wie die Stegbrücken plötzlich wieder in Betrieb genommen werden, wenn auch nur als Illusion, das würde mir schon sehr gut gefallen.
Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap
Ja, die Lichtinstallation ist bestimmt toll. Ich werde wohl noch mal hinfahren, wenn man wieder übernachten kann. Und dann mal abends ein kleines Video drehen. Bestimmt cool.