Einfach nur schön.

Greetsiel ist der vielleicht hübscheste Ort in Ostfriesland. Hier sieht alles aus wie gemalt. Besonders der Hafen mit den Krabbenkuttern ist ein echtes Träumchen. Zum Glück weiß ich, dass hier tatsächlich Krabben gefischt werden. Ansonsten käme man vielleicht auf die Idee, dass das alles Fake ist. Denn ein bisschen künstlich wirkt es schon, dieses Greetsiel. Irgendwie wie eine Kulisse. Aber schön ist es, keine Frage.

Hin und weg von Greetsiel

Greetsiel liegt ziemlich im Westen von Ostfriesland. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis in die Niederlande. Wenn Du eine Kurkarte der niedersächsischen Nordseeküste hast, dann ist es eine gute Idee, mit den Öffis nach Greetsiel zu fahren. Aus dem Einzugsgebiet kostet es damit nämlich gerade mal einen Euro hin und einen Euro zurück. Tolles Angebot. Von der Ostsee bin ich es eher so gewöhnt, dass die Kurkarte für so ziemlich gar nichts zu gebrauchen ist. Mal einen Euro Ermäßigung im Museum gibt’s vielleicht. Das war’s – ganz anders hier. Ich bin von Norddeich gefahren. Mit Glück gibt’s einen Bus, der direkt durchfährt. Wenn nicht, steigst Du in Norden um. Das ist total problemlos.

Von der Bushaltestelle gehst Du nur etwa fünf Minuten bis zum wunderschönen Hafen. Wenn Du wie ich im Winter nach Greetsiel fährst, dann zieh Dich warm an. Hier pfeift öfters ein wirklich grausig kalter Nordwind um die Ecken. Aber das habe ich sehr gerne in Kauf genommen. Denn im Sommer soll es hier extremst voll sein. Die Touristen drängeln sich dann durch den Hafen. Ich war früh am Tag dort und hatte ihn fast für mich allein.

Im Hafen von Greetsiel

Eingerahmt ist der Hafen von hübschen Giebelhäuschen, eines besser und schöner rausgeputzt als das andere. Natürlich gibt es eine Menge nette Kneipen und Cafés, die auch im Winter geöffnet sind. Und es gibt Krabbenkutter, eine ganze Menge sogar für einen Ort mit nicht einmal 1500 Einwohnern. Es ist die größte Krabbenfangfloote weit und breit. Und dank einer Schleuse können die Kutter unabhängig von Ebbe und Flut hier rein- und rausfahren.

Greetsiel und die Krabbenfischerei

Nordseekrabben sind eigentlich kleine Garnelen und können bis zu zehn Zentimeter lang werden. Sie sind also nicht mit den kleinen Ostseekrabben zu vergleichen. Mit etwa fünf Zentimetern sind sie fortpflanzungsfähig und dürfen gefischt werden. Diese Garnelenart ist weit verbreitet, und es gibt sie eigentlich überall zwischen Norwegen und Marokko.

Wenn sie im Wasser schwimmen, sind die Nordseekrabben von einer unspektakulären grau-braunen Farbe. Sie werden aber schon auf dem Kutter in heißem Wasser gekocht. Dabei entsteht die bekannte rote Farbe. In Deutschland gibt es etwa 200 Krabbenkutter, auf denen 500 Fischer arbeiten. Etwa 25 Kutter sind allein in Greetsiel zu Hause. Deutschland ist damit die Nummer 2 unter den Krabbenfischernationen an der Nordsee und rangiert hinter den Niederlanden, aber vor Dänemark.

Der Ortskern von Greetsiel

Neben dem Hafen sind auch die kleinen Gassen im Ortsinneren sehr sehenswert. Nimm Dir Zeit für einen ausgiebigen Bummel an den Kanälen entlang und durch die netten kleinen Läden. Du findest vielfältiges Kunstgewerbe, allerdings auch eine ganze Menge Kitsch. Ein Laden hatte es mir ganz besonders angetan. Hier gab es eine unfassbare Auswahl von Ostfriesenkrimis. Mehr als in jedem großen Buchladen in Emden. Weil ich als Krimifan schon ein bisschen was gelesen habe, weiß ich, dass Krimis aus Ostfriesland oft ziemlich gut sind. Also musste ich mich erstmal eindecken, logisch. Der Laden ist übrigens schräg gegenüber von den Zwillingswindmühlen zu finden. Ein bisschen außerhalb also, aber nicht zu verfehlen.

Greetsiels Windmühlen

Zumal Du Dir die beiden Greetsieler Windmühlen sowieso wahrscheinlich anschauen möchtest. In der vom Ort aus gesehen ersten Windmühle gibt es wohl eine sehenswerte Galerie und eine Teestube. Als ich da war, hatte hier aber alles geschlossen. Die zweite Windmühle hat einen schönen Mühlenladen, und Du kannst sie auch besichtigen. Ein Stückchen weiter kann ich Dir Schoof’s Mühlencafé für ein Päuschen empfehlen. Sehr gemütlich und sehr freundlich.

Entwässerung des Hinterlandes

Übrigens kannst Du in Greetsiel noch das alte Siel sehen, mit dem früher das Hinterland durch die Deiche entwässert wurde. Man öffnete bei abfließendem Wasser einfach ein Tor, durch das das Wasser abfloss. Weil man aber immer mehr Land für den Ackerbau gewinnen wollte, reichte das irgendwann nicht mehr. Deshalb mussten Schöpfwerke mit elektrischen Pumpen her. Auch so ein Schöpfwerk kannst Du Dir in Greetsiel anschauen.

Ich war hingerissen von Greetsiel, weil es einfach so hübsch ist. Aber ich war auch hergerissen, weil es einfach irgendwie so künstlich ist. Zu merken ist das zum Beispiel daran, dass Du im Grunde außer Souvenirs nicht viel kaufen kannst. Alles ist hier auf Tourismus eingestellt. Aber am Ende ist und bleibt das Geschmacksache. Fahr selbst mal hin, denn Spaß macht ein Bummel durch Greetsiel auf jeden Fall. Und wenn Du nach so viel gemütlichem Dorf Lust hast auf etwas mehr Stadt, dann fahr doch mal in die Landeshauptstadt Hannover. Sehr sehenswert!