Seit Ende März bin ich nach meiner Neuseeland-Reise jetzt in Deutschland. Zurückgekehrt in eine vollkommen veränderte Heimat. Die Veränderungen haben meine Pläne erst mal komplett auf den Kopf gestellt. Denn nachdem ich mich Ende letzten Jahres von meinem Job verabschiedet hatte, wollte ich ja eigentlich reisen.
Ich wollte losfahren mit meinem kleinen Camper und zuerst Norddeutschland, später Europa unsicher machen. Daraus ist nichts geworden. Immerhin ist der Camper fertig ausgebaut. Er ist sogar schon als Wohnmobil zugelassen. Bis letzte Woche habe ich darauf gewartet, dass ich ihn endlich auf mich ummelden kann. Das dauerte halbe Ewigkeiten in diesen Zeiten. Aber das war eigentlich egal, denn so wirklich losfahren kann ich ja eh noch nicht.
Ich habe die Zeit bisher in Bonn verbracht, meiner alten Heimat, in der ich noch immer eine kleine Bude und einen zweiten Wohnsitz habe. Es war schön, dort mal wieder ein Weilchen zu leben. Meine Aufenthalte waren in den letzten Jahren nicht viel mehr als gelegentliche Stippvisiten. Aber nach sechs Wochen Lockdown mit zwei Wochen Selbstquarantäne am Anfang ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Trotz einiger schöner Ausflüge in die Umgebung, zum Beispiel zum Sieglarer See oder zum Rotter See.
Jetzt wohne ich seit ein paar Tagen wieder in Ratingen bei Düsseldorf, wo mein erster Wohnsitz ist. Hier habe ich einen kleinen Garten und viel Platz, was auf jeden Fall toll ist in diesen Zeiten. Aber das Reisen fehlt mir einfach. Im Gegensatz zu allem anderen, was jetzt inzwischen gelockert wurde. Ich will nicht shoppen gehen oder durch Fußgängerzonen latschen. Ich will auch nicht wirklich in den Zoo oder ins Museum. Mir fehlt das Reisen. Denn das Reisen war mein Plan. Genau dafür habe ich mein bisheriges Leben umgekrempelt.
Elbsee Hilden – neu entdecktes Ausflugsziel
Aber Jammern hilft nicht. Machen wir das Beste daraus. Und das Beste, das ich im Moment weit und breit sehen kann, sind Mikroabenteuer. Ein grauenhaftes Wort, das ich vor Corona nicht kannte. Gab es das Wort überhaupt? Keine Ahnung. Ist auch egal. Jedenfalls genieße ich im Moment diese kleinen Ausflüge mit Abstand am meisten. Und ich staune immer wieder über neue Ausflugsziele, die ich bisher noch nicht kannte. Und das, obwohl ich doch in Düsseldorf geboren und in Ratingen aufgewachsen bin. Aber den Elbsee Hilden kannte ich bis gestern nicht. Also nichts wie hin.
Rundweg unter Naturschutz
Der Elbsee Hilden ist Teil der Seenplatte am Stadtrand von Düsseldorf, zu der auch der benachbarte und sehr viel bekanntere Unterbacher See gehört. Den kenne ich natürlich, denn dort kann man baden, in normalen Zeiten im Biergarten am Ufer sitzen und die Seele baumeln lassen. Der Elbsee dagegen steht in weiten Teilen unter Naturschutz. Baden ist nicht erlaubt. Und der Rundweg ist überweite Strecken durch Zäune vom Seeufer getrennt. Trotzdem ist es ein sehr schöner Spaziergang durch schöne, um diese Jahreszeit satt grüne Wälder.
Der Elbsee ist ein Baggersee, aus dem bis zum Jahr 2006 noch Kies gewonnen wurde. Dadurch kam das Grundwasser zum Vorschein, aus dem der See einzig und allein besteht. Es gibt keine Zuflüsse aus anderer Quelle. Aber wie man heute sieht, hat das Ausbaggern nicht nur für ein schönes Naherholungsgebiet gesorgt. Es ist außerdem Heimat geworden für viele seltene Tiere und Pflanzen. Vor allem natürlich für viele Wasservögel. Über 70 unterschiedliche und zum Teil sehr seltene Art sind dort schon gesichtet worden. Sandregenpfeifer, Sichelstrandläufer oder andere seltene Vögel bekommt der Spaziergänger so gut wie nie zu Gesicht.
Der Elbsee Hilden macht Spaß!
Aber dennoch: Es gibt einige Stellen, von denen aus man die Vögel recht gut beobachten kann. Ich habe einige keineswegs seltene, aber trotzdem niedliche Gänsefamilien getroffen. An einigen Stellen auf dem Rundweg kommt man eben doch direkt ans Wasser. Manchmal sind es nur kleine Lücken in der Umzäunung. Dann gibt es Bänke für die kleine Pause zwischendurch und Schautafeln mit Erklärungen. Oder es gibt einen kleinen Aussichtsturm, von dem aus man sich einen guten Überblick verschaffen kann. Es gibt aber auch ganze Wegstrecken direkt am Ufer. Und an diesen Stellen macht der Elbsee Hilden dann wirklich Spaß. Denn natürlich ist recht wenig los, weil das Baden verboten ist. Es gibt wunderschöne Fleckchen am Seeufer. Hier eine Weile zu sitzen und die Natur zu genießen, ist ja erlaubt. Sogar in Corona-Zeiten. Social Distancing ist hier kein Problem, solange es um Menschen geht. Mit Gänsen sieht’s anders aus, denn die watscheln gerade in Massen am See umher.
Mir hat das kleine Abenteuer am Elbsee richtig gut gefallen. Überhaupt ist die ganze Seenplatte mit Unterbacher See, Elbsee, Menzelsee und Dreiecksweiher auf jeden Fall den einen oder anderen Ausflug wert. Auch in ganz normalen Zeiten. Für mich gehört das Entdecken solcher Orte zu den ganz wenigen positiven Aspekten der Krise.
Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade „Ablenkung von der Corona-Pandemie“ auf https://lisa-marie-travel.de teil. Für mich sind Mikroabenteuer wie dieses einfach die allerbeste Ablenkung im Moment.
Liebe Renate,
Aber so ein Pech! Ich kann es dir gut nachempfinden, wie du dich gerade fühlst. Auch ich, als Freiheit liebender Mensch, fühle mich im Moment, gefangen und eingeschränkt. Derzeit höre ich im Inneren ständig Goethe: „Willst du immer weiter schweifen, sieh das Gute, liegt so nah.“ Und ich tät‘ im gerne irgendwo hintreten, wo es weh tut. Aber er hat schon recht. Da erkunden wir die ganze Welt und den nächsten See entdecken wir erst in diesen Zeiten. LG Marion
Hast schon recht, liebe Marion. Trotzdem würde ich lieber etwas weiter schweifen.:-)
Ein sehr schöner Bericht und tolle Fotos! Ich finde den Begriff „Microabenteuer“ eigentlich sehr schön, weil er zeigt, dass es jeden Tag etwas zu entdecken gibt oder wir jeden Tag zu einem Entdeckertag machen können! Eine Frage der Offenheit für Neues und Entdeckungen überhaupt.
Es gab mal einen Schweizer Film der nannte sich „Kleine Fluchten“ und erzählt die Geschichte eines älteren Mannes, der sein Leben als Hilfe in der Landwirtschaft verbracht hat und mit seinem Moped kleine abenteuerliche Ausflüge unternimmt – eine tolle Alternative bevor die großen Fluchten oder Abenteuer wieder möglich sind!
Ja, das ist wahr. Etwas größere Abenteuer wären mir trotzdem entschieden lieber.
Ich wusste gar nicht, dass es eine Seenplatte am Stadtrand von Düsseldorf gibt. Der Rundweg im Naturschutzgebiet würde mich sehr reizen. Mal schauen wann wir einen Ausflug dorthin machen.
Alles Liebe
Annette
Ja, es ist schon echt schön dort. Ich wünsch Euch viel Spaß eines Tages am Elbsee!
Das Wort Mikroabenteuer gab es auch schon vor Corona, aber es ist aktuell umso wichtiger sich mit den kleinen Abenteuermomente bei Laune zu halten. Mache ich auch so. Ich entdecke München und Umgebung nun mit dem Rad und auch mal zu Fuss, was ich sonst wahrscheinlich nie so erlebt hätte. Auch schön.
Bleib gesund und ich hoffe du hast noch ein paar so schöne Ausflüge wie diesen an den Elbsee, die Bilder sind traumhaft. Viele Grüße, Cindy von http://www.runfurther.de
Ja, sie haltenmich tatsächlich bei Laune, die kleinen Abenteuer. Und sie verhindern das komplette Einrosten.:-)
Am Unterbacher See war ich öfter mit meinem damaligen Freund. Das war noch zu Zeiten, als am Elbsee noch Kies gewonnen wurde, also schon superlange her. Deshalb war ich vermutlich noch nie am Elbsee, jedenfalls kann ich mich da gar nicht mehr dran erinnern. Aber ich finde gut, dass er jetzt Heimat für seltene Tiere geworden ist. Und dass er abgesperrt ist. Man muss ja nun auch nicht in jedem See baden.
Wie ich hörte, soll das Reisen innerhalb Deutschlands ja auch mit dem Wohnmobil wieder möglich sein. Dann kannst du vielleicht ja doch bald losziehen. In Waiblingen am Schwimmbad gibt es auch schöne Stellplätze, nur mal so als Tipp. 😉
Ja, ich hab tatsächlich gestern erst meinen Camper abgeholt. Der ist jetzt fix und fertig und ich freue mich riesig darauf, wenn es so langsam wieder losgeht. Waiblingen werde ich mir merken, denn wie’s aussieht, werde ich ja in nächster Zeit vor allem Ziele in Deutschland erkunden…
Zuerst mal, ich finde die Fotos mit der Entenfamilie ja allerliebst! Und auch mir fehlt das Reisen und wenn es nur für einen Tagesausflug wäre! In der Zwischenzeit hätten so einige bei uns stattgefunden, die nun alle ins Wasser gefallen sind! Aber wir haben es so wie du gehandhabt! Wenn schon nicht in die Welt hinaus, dann Mikorabenteuer! Die können auch so schön sein, wie man sieht!
Liebe Grüße
Jana
Es sind Gänse, aber das nur nebenbei.:-) Ja, es ist ein Jammer mit den ausgefallenen Reisen. Ich wäre normalerweise auch längst wieder unterwegs an der Ostsee, aber egal. Es kommen wieder bessere Zeiten. Bis dahin lass uns das Beste draus machen…
Hallo, darf man dort Fahrrad fahren?
Also, damals – das ist ja schon fast 3 Jahre her – habe ich keine Radfahrer gesehen. Aber ich hab gerade mal im Internet geschaut und habe nirgends gefunden, dass es verboten ist. Aber ich weiß es nicht.
Hi Renate,
der Elbsee sieht wirklich sehr schön aus! Aber ich kann deinen Frust natürlich sehr gut nachvollziehen!
Gerade hat die deutsche Bundesregierung doch wieder verkündet, dass innerhalb Deutschlands reisen wieder möglich sein solle, oder? Kannst du dann vielleicht jetzt bald mit deinem Camper zumindest dir noch unbekannte Ziele in Deutschland entdecken? Ist der Camper soweit einsatzbereit?
Wir hatten wahnsinniges Glück, dass wir uns dieses Jahr überhaupt GAR keine Reise eingeplant hatten. Wir warten aktuell noch auf unsere Wohnkabine, um unseren Pick-up Camper komplett zu machen. Eigentlicher Termin zur Fertigstellung wäre Mitte April gewesen. Zusätzlich zu einer Produktionsverzögerung kam halt jetzt noch Corona dazu. dH im Moment ist keine Reise in Planung und wir hängen in der Luft. Wir rechnen mit der Kabine realistisch gesehen irgendwann zwischen Juli und November :/
Ich wünsche dir auf alle Fälle, dass du bald wieder reisen kannst 🙂
Bis dahin können wir uns nur das Beste aus unseren Garten- und Balkonparadiesen machen und auf unsere bisherigen Abenteuer zurück schauen.
Liebe Grüße,
Christina von https://miles-and-shores.com
Den Camper hab ich gestern abgeholt. Für den Anfang mach ich jetzt kleine Spritztouren und freu mich riesig drauf. Es ist halt nicht so einfach im Moment, aber es wird besser. Die Campingplätze öffnen langsam wieder. Da sollte dann auch für Euch noch was gehen… Alles Gute!
Hallo Renate, fast hätte ich jetzt geschrieben, da kam Corona ja wirklich für dich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Aber nein – egal wann, so ein Virus kommt immer und für alle denkbar ungünstig. Wir müssen uns halt mit den Umständen arrangieren – und das Beste machen, was die Umstände zulassen. Und wenn es eben die von dir erwähnten Microabenteuer (ich mag das Wort nicht, klingt so marketing-deutsch) sind. Wir sind momentan auch in unserer Region unterwegs, freuen uns aber auch schon ungeduldig auf weiter entfernte Reiseziele. LG Cornelia
Das geht mir ganz genauso!! Aber ich mache das Beste draus. Heute war ich auf einer ersten kleinen Spritztour mit meinem neuen alten Camper. Und die Stellplätze machen gerade auf. Was will ich mehr? Corona kann mich mal.:-)
Oh da verstehe ich dich vollkommen. Wenn man eingeplant hat, weiterhin ein bisschen in der Welt herumzureisen ist das tatsächlich auch ganz schlimm, es aktuell nicht zu können. Ich hoffe aber, dass dieser Spuk für uns alle bald ein gutes Ende hat. Generell finde ich aber man sollte echt ein paar kleine Mikroabenteuer machen. Vor allem jetzt, wo man meist nur etwas vor die Tür reisen kann, oder im eigenen Land. Ein klein wenig „Reiseglück“ 😉
Liebe Grüße
Alice Christina von http://www.alicechristina.com
Ja, aber es wird ja jetzt schrittweise besser zum Glück. Und es gibt sooo viel zu entdecken. Da ist das Glück gar nicht so klein…
Liebe Renate,
Ja, da hat Corona doch die Reisepläne von so vielen durcheinander gewirbelt. Bei mir ja auch: Früher aus Kenia zurück, Uganda abgesagt, USA und Kanada abgesagt, Schweiz abgesagt. Ich dachte, dass ich bis zum Sommer unendlich viel Neues erleben werde – das tu ich jetzt zwar auch, aber doch auf ganz andere Art und Weise. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du schreibst, mir fehlt das Reisen auch.
Ich würde auch zu gerne demnächst mal ans Meer fahren, aber da ich zur Risikogruppe gehöre, werde ich mich wohl noch ein bisschen mit den Zielen direkt vor der Haustüre beschäftigen, die ich mit Fahrrad oder zu Fuß erreichen kann.
Den Elbsee Hilden kannte ich noch nicht, obwohl ich oft in der Nähe von Mönchengladbach zu Besuch bin – meine Mama wohnt dort. Der See sieht total gemütlich und entspannend aus – und ich finde es mal wieder total beeindruckend, welchen Blick du für die kleinen Augenblicke und Fotos hast. Viele würden an Pusteblumen und Co einfach vorbeigehen ohne sie wirklich wahrzunehmen. Deine Bilder sind wie immer ein Traum!
Danke, liebe Miriam. Freut mich total, dass die Bilder Dir gefallen. Ja, es ist hart, auf das Reisen verzichten zu müssen. Besonders wenn man endlich endlich genug Zeit dafür hätte. Aber mir macht es zunehmend Spaß, hier rumzugondeln, zumal ich seit gestern endlich meinen alten Camper startklar habe. Noch im Mai will ich für ein paar Tage zum Niederrhein auf eine erste kleine Minireise und freu mich schon sehr.