Portugal

Ananas – die Azoren-Frucht

Renate Kraft

Renate Kraft

Weiße Gewächshäuser von Sao Miguel

Ananas in Portugal? Ja, auf den Azoren hat die köstliche Frucht viel Tradition. Schon seit 1864 wird auf der Azoreninsel Sao Miguel Ananas angebaut. Damals hatte in Deutschland noch kaum jemand überhaupt gehört von der süßen Frucht mit der harten Schale. Grund genug für mich, während meiner Azorenreise auch eine Ananasplantage zu besuchen.

Anbaugebiete für Ananas auf Sao Miguel

Ananasplantage auf Sao Miguel


An der Südküste der Insel Sao Miguel, rund um die alte Hauptstadt Vila Franca do Campo und um den Ort Faja da Baixo in der Nähe von Ponta Delgada, der heutigen Hauptstadt, sieht man überall weiß getünchte Gewächshäuser. Darin reifen die Ananas-Früchte heran. Normalerweise werden sie aus Costa Rica, Thailand, den Philippinen oder Indonesien importiert. Aber es gibt sie eben auch in Portugal.
Zu uns kam die Ananas mit spanischen Seefahrern im 16. Jahrhundert. Allerdings war sie in Europa zunächst lange Zeit nur eine Zierpflanze, denn niemand kam auf die Idee, das köstliche hellgelbe Fruchtfleisch zu probieren. So war das auch auf den Azoren, bis sich das im 19. Jahrhundert dann komplett änderte.

Zahlen, Daten, Fakten

im Gewächshaus


Das Geschäft mit dem Export von Ananas blühte, nachdem sich endlich herumgesprochen hatte, wie herrlich süß die Frucht schmeckt. Ananas war damals eines der wichtigsten Exportgüter der Insel Sao Miguel, ein regelrechter Kassenschlager. Um 1950 gabe es über 500 Ananasbauern, die in 3.500 Gewächshäusern etwa zwei Millionen Früchte pro Jahr ernteten. Deutschland war zu dieser Zeit einer der Hauptabnehmer.

Die Konkurrenz aus Übersee

Ananas wachsen im Gewächshaus


Aber dann gewannen die preiswerteren Anbieter aus Übersee die Oberhand, und die portugiesische Produktion ging nach und nach zurück. Heutzutage wird Ananas wegen der nicht marktfähigen Preise fast gar nicht mehr exportiert. Zu kaufen ist sie aber in portugiesischen Supermärkten. Hier kann man sich davon überzeugen, dass die Azoren-Ananas tatsächlich eine ganze Portion süßer schmeckt als die von noch viel weiter her importierte. 900 Tonnen pro Jahr werden heute noch geerntet. Aber die Menge sinkt weiter.

So reift die Ananas auf den Azoren

Ananas auf Sao Miguel


Die Azoren-Ananas ist so teuer, weil sie mit sehr viel Zeitaufwand in den Gewächshäusern auf Sao Miguel gezüchtet werden muss. Dabei blüht eine Pflanze nur ein einziges Mal und bringt auch nur eine einzige Frucht hervor. Sagenhafte 1,5 Jahre dauert es, bis die erntereife Ananas endlich so weit ist. Andere Sorten aus Übersee brauchen dafür weniger als ein Jahr.


Dabei müssen die Bauern peinlich genau darauf achten, dass die Mindesttemperatur von ca. 15 Grad nie unterschritten wird. Klar, normalerweise ist es immer recht warm auf den Azoren, aber im Winter kann es nachts durchaus auch mal etwas kühler werden. Optimal für die Ananas sind sowieso etwas über 30 Grad. Damit verbunden sind natürlich hohe Energiekosten.

Zubrot für die Ananas-Bauern der Azoren

Ananas vor der Ernte auf den Azoren


Hinzu kommt noch, dass der Reifeprozess mithilfe eines aufwändigen Räucherverfahrens gesteuert wird. Weil mit der Ananas selbst nicht mehr so wirklich das große Geschäft zu machen ist, versuchen es die Bauern mit dem sehr beliebten Ananaslikör. Der verkauft sich gut, zumal Liköre auf den Azoren ohnehin sehr beliebt und sehr schmackhaft sind. Liköre werden hier so ziemlich aus allem hergestellt. Ich habe zum Beispiel Tee-, Kaffee- oder Zimtlikör probiert. Für den Ananaslikör braucht man allerdings mindestens acht Früchte pro Liter. So bleibt das Wirtschaften schwierig.

Azulejo Schild an Ananas Plantage


Eine willkommene Einnahmequelle ist deshalb der Tourismus. Ich habe die Plantage von Dr. Augusto Arruda in Faja de Baixo besucht. Der Eintritt ist frei. Es gibt einen recht großen Souvenir-Shop, mit dem die Plantage zusätzlichen Gewinn erwirtschaftet. Ein Kaufzwang besteht aber natürlich nicht. Man wird auch nicht zugequatscht oder so. Mir hat der Besuch der Plantage viel Spaß gemacht. Und viel gelernt habe ich auch. Kann ich also nur empfehlen.

Du hast Lust auf Portugal? Dann ist Madeira und der tropische botanische Garten in Funchal vielleicht was für Dich!

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20 Comments

  1. Hallo Renate,
    Ich liebe es Früchte direkt an ihrem Ursprungsort zu essen.
    Im Dezember war ich passend zur Mango Ernte auf Sri Lanka. Und die mango hat einfach sooo viel intensiver gechmeckt. Ist ja gut, dass wir in Deutschland überhaupt tropische Früchte kaufen können, aber mit den „Originalen“ hat das meistens nicht mehr so viel zu tun.

    Viele Grüße
    Lara

    1. Ja, da hast Du komplett recht. Trotzdem ist die Ananas, die man bei uns so kaufen kann, immer noch ganz okay. Meistens jedenfalls, finde ich…

  2. Liebe Renate,

    das ist sehr interessant. Ich wusste gar nicht, dass die Ananas von den Azoren süßer ist und gar nicht mehr exportiert wird. Wie schade. So eine Frucht würde ich auch gerne mal kosten. Portugal ist ein schönes Land, da werde ich bei der nächsten Reiseplanung mal die Augen offenhalten.
    Spannend fand ich auch, dass sie so lange einfach nur als Zierpflanze galt. Weißt du wie es kam, dass Ananas dann doch probiert wurde? Das würde mich interessieren.

    Liebe Grüße
    Mo

    1. Weiß ich leider nicht. Da wird wohl eine namenlose Naschkatze einfach mal probiert haben.:-) Und ja, Portugal ist einfach herrlich. Eins meiner liebsten Reiseländer.

  3. Oh wie schön. Da werden Erinnerungen an diese wunderschönen „Wetter-Inseln“ wach.
    Die Ananas Plantage habe ich auch besucht. Ebenso wie die Teeplantage.
    Ich war komplett fasziniert von der Landschaft.

    Liebe Grüße, Katja

    1. Ja, die Landschaft ist großartig. Die Teeplantage habe ich auch besucht. Sehr interessant. Vielleicht schreibe ich dazu bei Gelegenheit auch noch was…

  4. Liebe Renate,
    das ist ja sehr interessant.
    Ich muss zugeben, das ich Ananas bisher konsumiert habe ohne mir darüber Gedanken zu machen, wo genau sie herkommt. Spannend finde ich, das sie wohl erst nur eine Zierfrucht war. Wie gut, das jemand es ausprobiert hat, sonst könnten wir sie heute gar nicht verspeisen. 🙂
    Nach Portugal möchte ich mal gerne, das ist als Reiseziel noch offen bei mir.
    Alles gute für deine weiteren Reisen.
    Liebe Grüße
    Karin

    1. Ja, Portugal ist ein ganz besonders tolles Reiseland, finde ich. Die Azoren sind etwas speziell, landschaftlich umwerfend, aber nichts für Sonnenanbeter. Aber da gibt es genug andere Ziele. Die Algarve oder Madeira. Findest Du auch hierauf dem Blog.

  5. Die Azoren stehen ja schon lange auf meiner Wunschliste. Dass es da aber so tolle Ananas gibt wusste ich nicht. Obwohl ich schon verschiedene Reiseführer gelesen habe. Die werde ich dann selbstverständlich probieren. Denn ich liebe Ananas.

  6. Oh ich liebe Ananas! Vor allem, wenn sie so richtig schön saftig reif schmeckt! Aber ich wusste bis eben nicht, dass jede Pflanze nur eine Frucht in ihrem Leben trägt und dass es so lange dauert, bis sie reif ist! Wieder was dazu gelernt! Ich danke dir dafür!

    Liebe Grüße
    Jana

  7. Hi Renate,
    interessant was man bei dir alles lernt!
    Dass Ananas in Portugal angebaut wird ist mir völlig neu und hätte ich nicht erwartet.
    Gut früher waren die Weltweiten Transporte nicht so problemlos möglich wie heute und da bietet es sich an die Ananas hier anzubauen.
    So gesehen hat die Globalisierung häufig nicht nur Vorteile. Ich finde es super dass es die Gewächshäuser noch gibt und man diese so problemlos besichtigen kann.
    LG
    Stephan

    1. Naja, die Azoren sind auch nicht so wirklich gleich um die Ecke. Aber immerhin, ja. Ich finde es auch schön, dass die Tradition immerhin auf Sparflamme noch weiterlebt.

  8. Ich mag ja keine Ananas. Mochte sie noch nie. Aber als ich 2004 mit meiner Mutter auf den Azoren war, haben wir auch eine Anananasplantage besucht und ich habe eine probiert. Und was soll ich sagen, der Geschmack war ganz anders als ich ihn bis dahin kannt. Zuckersüß und extrem angenehm. Die Azorenanananas würde ich auf jeden Fall sofort kaufen, wen ich die Möglichkeit dazu hätte!

    1. Ja, sie schmeckt tatsächlich anders. Man glaubt es kaum. Ich mag Ananas sehr gerne, und diese hier ganz besonders.Wirklich schade, dass es sie bei uns nicht gibt. Aber ein Grund mehr, auf die Azoren zurückzukehren…:-)

  9. Mit Ananas bin ich immer etwas vorsichtig, weil ich da allergische Reaktionen hatte. Vielleicht darf man sie auch bei einer Histaminintoleranz nicht essen, das ist möglich, aber ich probiere ja trotzdem alles, um mich selbst davon zu überzeugen. Bei mir macht oft die Menge das Gift, deshalb kann ich meistens ein bisschen essen. Bei einer Histaminintoleranz gilt allerdings, je frischer, desto besser! Und was gibt es frischeres, als direkt von der Plantage? Also ab nach Portugal! Ich wusste nicht, dass Ananas auch dort angebaut wird! Super!

    Liebe Grüße, Bea.

    1. Das ist ja wirklich schade mit der Allergie. Ich hab dasselbe mit Paprika. Sehr ärgerlich, aber leider nicht zu ändern. Vielleicht probierst Du mal vorsichtig, wenn Du hier bist…

  10. Ich selbst liebe Ananas und verarbeite sie auch gerne bei meinen Rezepten! Ich weiß, sie gehört nicht auf eine Pizza, aber ich mag sie da auch (ich hoffe, ich habe gerade keinen Italiener beleidigt!). Interessant ist, dass jede Pflanze nur eine Frucht in ihrem Leben trägt! Krass! Stell Dir mal vor, jede Bananenpalme würde nur eine Staude in ihrem Leben produzieren! Wir würden gar keine Bananen hier bekommen! Toll, dass die Ananas, die in fast allen Sprachen Ananas heißt, nur im englischen Pineapple, auch in Portugal und somit in Europa wächst!

    Liebe Grüße, Bea von Sweet&Healthy.

    1. Naja,ich kenne jemand, dessen Leibgericht Pizza Hawaii ist. Immer mit jeder Menge Ananas. Ich finde, das müssen die Italiener echt abkönnen, auch wenn es mein Geschmack nicht wirklich ist.:-)

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