Polen

Elblag – der Ostseehafen nahe der russischen Grenze

Renate Kraft

Renate Kraft

Schmucke Altstadt ganz neu.

Elblag (Elbing) war früher eine wunderschöne alte Stadt, reich geworden durch ihren Ostseehafen. Aber 1945 wurde die Stadt komplett dem Erdboden gleichgemacht. Nach vielen Jahrzehnten erstrahlt sie endlich wieder in altem Glanz. Aber das ist erst ganz kurze Zeit so, und die Aufbauarbeiten sind noch immer nicht abgeschlossen.

Elblag

Ein Spaziergang durch Elblag ist schon deshalb in den Sommermonaten ein besonderes Erlebnis, weil es hier ziemlich leer ist. Vielleicht hat sich noch nicht herumgesprochen, dass die Altstadt fast komplett nach alten Vorlagen wieder so aufgebaut wurde, wie sie einmal war. Straßencafés und kleine Geschäfte versprühen sehr viel Flair. Und die Promenade am Fluss mit ihren Brücken und dem Blick auf den Hafen ist wunderschön geworden.

Wiederaufbau der Altstadt von Elblag

Altstadt von Elblag

Aber bis dahin war es ein sehr weiter Weg. Kurz nach dem Krieg blieb es leider zunächst bei einigen wenigen Ansätzen zum Wiederaufbau. Die wurden zu allem Übel auch schnell wieder zunichte gemacht. Backsteine aus Elblag wurden massenweise abtransportiert und unter anderem für den Aufbau von Danzig und Warschau verwendet. So blieb das alte Elblag sehr lange im Dornröschenschlaf.

schmaler Gang in der Altstadt

Erst 1991 konnten die ersten Bewohner in die ersten wieder hergestellten schönen alten Backsteinhäuser ziehen. Inzwischen sieht man der Altstadt kaum noch an, dass sie komplett dem Erdboden gleich und viele Jahrzehnte eine Brachlandschaft in der Stadt war. Doch jetzt macht es wieder richtig Spaß, hier bummeln zu gehen. Die Anstrengungen haben sich wahrlich gelohnt.

Nikolaikirche

Endlose Wendeltreppe

Treppe zum Kirchturm

Im Herzen der Altstadt steht gestern wie heute die riesige Nikolaikirche. Vom ursprünglichen Inneren der gotischen Kathedrale ist fast nichts mehr da. Aber allein wegen des fast 100 Meter hohen Kirchturms lohnt die Besichtigung. Denn man kann hochsteigen und wird mit einem sagenhaften Ausblick belohnt. Aber dafür braucht man Puste. Eine ganze Menge davon. Denn der Weg führt nur über eine ziemlich abenteuerliche Wendeltreppenkonstruktion. Ganz sicher nichts für Leute mit Höhenangst. Und immer schön langsam machen. Ich war an einem heißen Sommertag in Elblag und brauchte erstmal ein Päuschen, als ich endlich oben war. Aber der Blick ist wirklich grandios.

Sehenswert in Elblag

Auch ansonsten hat die Stadt einiges zu bieten. In der Marienkirche zum Beispiel kann man heute in einer Kunstgalerie zeitgenössische Malerei bewundern. Im Elblag-Museum gibt es viel über die Zeit der Wikinger in der Region zu sehen. Oder das alte Markttor, das als einziges von ursprünglich sieben im Mittelalter die Stadt schützte. Aber am besten lässt man sich hier einfach treiben und genießt die ausgesprochen angenehme ruhige Stimmung in der hübschen Altstadt.

Hafen von Elblag

Ich habe mich zum Beispiel auf die Terrasse eines Lokals auf einer der Brücken gesetzt und das schöne Wetter genossen. Von Elblag aus kann man auch so einige schöne Schiffstouren unternehmen. Eine Rundfahrt auf dem Frischen Haff ist bestimmt toll. Ich habe es mit dem Auto vom Land aus entdeckt. Da gibt es viel Schönes zu sehen.

Ein Hit ist aber ganz bestimmt eine Schiffstour auf dem Oberländischen Kanal. Auf den etwas mehr als 80 Kilometern gibt es einen Höhenunterschied von 100 Metern, aber keine Schleusen. Deshalb müssen die Schiffe unterwegs fünfmal auf Gleisen über Land gezogen werden. Elf Stunden dauert die Fahrt, und zurück geht’s mit dem Bus. Bestimmt toll, aber mir war das einfach zu lang. Der nahe Ostseestrand war zu verlockend.

Elblag "Waterfront"

Elblag ist mit seinen fast 150.000 Einwohnern das wirtschaftliche Zentrum dieser etwas abgelegenen Region. Ich fand den Besuch der alten neuen Hafenstadt ausgesprochen lohnend. Eine schöne Stadt in einer schönen Region. Wer in der nordöstlichen Ecke von Polen unterwegs ist, sollte unbedingt einen Abstecher hierher machen. Ganz in der Nähe ist auch die Marienburg, die mich sehr begeistert hat.

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10 Comments

  1. Liebe Renate,
    von Elblag hatte ich bislang noch nicht gehört. Kein Wunder, wenn die Stadt so lange im Dornröschenschlaf lag. Unglaublich, dass es so lange und mehrere Versuche gedauert hat, die Stadt wieder aufzubauen. Und mittendrin die Nikolaikirche, die das alles miterlebt hat.
    Herzliche Grüße
    Anja von STADT LAND WELTentdecker

    1. Ja, ich hatte auch noch nie davon gehört. Um so schöner war es dann, Elblag zu besuchen und zu entdecken. Ich mag ja solche Überraschungen besonders gern.

    1. Ja, es ist unbedingt einen Besuch wert. Und die Nikolaikirche ist auf jeden Fall ein Highlight dort. Schöner Name übrigens, finde ich…

  2. Liebe Renate,
    Elblag hat ja wirklich eine wunderschöne Altstadt – wenn auch nur nachgebaut, aber ich finde, die gibt einiges her. Eigentlich auch schön, dass sich noch nicht so rumgesprochen hat, wie hübsch es hier ist, dann kommen nicht so viele Touristen. Das fand ich beispielsweise in Breslau und Krakau schon ein wenig grenzwertig.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

    1. Ja, ich fand es auch erholsam, dass es nicht so voll war. Kurz vorher war ich in Danzig. Oje, was für Menschenmengen.:-) Schön, aber auch ganz schön stressig…

  3. Um ehrlich zu sein, kannte ich Elblag bis eben gar nicht! Ich finde es aber klasse, dass die Stadt – wenn auch reichlich spät – wieder aufgebaut wurde! Man sieht es ihr nicht an, hättest du es nicht geschrieben, hätte ich alle Gebäude für sehr alt gehalten! Schönes Städtchen, aber bei meiner Höhenangst komme ich den Kirchturm wohl nicht hoch! Okay vielleicht hoch, aber runter wäre schlimmer!

    Liebe Grüße
    Jana

    1. Ich kannte es auch nicht, bis ich in der Gegend war. In der Ecke ist leider sehr viel zerstört worden im Krieg. Nur wurden andere Städte wie Danzig sehr viel früher wieder aufgebaut, zum Teil mit Steinen aus Elblag… Aber alt ist in Danzig auch nix… Höhenangst ist wirklich mies bei dem Turm. Ich fand ihn auch ohne ganz schön schwindelerregend.

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