Ein Hauch von Effi Briest.
Schloss Nennhausen liegt wirklich irgendwo im Nirgendwo in Brandenburgs Havelland. Und doch lohnt sich ein Abstecher, wenn Du irgendwo in der Nähe von Berlin unterwegs bist. Hier weht Dir nicht nur ein Hauch von Fontane und Effi Briest um die Nase. Der Schlosspark ist wunderschön. Du kannst hier ganz in Ruhe und meistens ziemlich alleine auf literarischen Spuren wandeln.
Idyllische Ortschaften
Als ich da war, wehte mir eigentlich erstmal gar nichts um die Nase. Denn es war absolut windstill und brüllend heiß. Während der Fahrt über die kleinen Landsträßchen musste ich wegen der Hitze viele kleine Päuschen einlegen. Eine Klimaanlage hat mein kleiner Camper nicht. Aber das macht gar nichts. Denn es macht Spaß, sich in den kleinen idyllischen Ortschaften ein bisschen umzuschauen. Mir ist bei der Gelegenheit zum Beispiel ein Storch auf seinem Nest hoch oben auf einem alten Schornstein begegnet. Und er war nicht der einzige. Um diese Jahreszeit gibt’s hier zahlreiche Storchennester.
Nennhausen ist eins von vielen kleinen Dörfern, in denen es eigentlich so gar nichts gibt. Nur ein Schloss. Schloss Nennhausen. Wenn Du Dich für Literatur und Kunst interessierst, ist es sehr spannend dort. Aber auch sonst ist es wegen des für meinen Geschmack sehr schönen Parks drumherum auf jeden Fall einen Ausflug wert.
Der Park ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Schloss selbst kann man nicht besichtigen. Es ist in Privatbesitz. Aber das macht gar nichts. Denn auch im Park kannst Du Dich prima über die Geschichte und die Hintergründe rund um das Schloss informieren. Es gibt eine Reihe von Infotafeln. Außerdem hängen überall verteilt tönerne Konterfeis der vielen Berühmtheiten, die hier früher ein und aus gingen.
Stand Schloss Nennhausen Pate für Effi Briest?
Vielleicht, vielleicht auch nicht hat Schloss Nennhausen Pate gestanden für das Herrenhaus Hohen-Cremmen im Roman „Effi Briest“ von Theodor Fontane. Man weiß es nicht genau, aber möglich ist es durchaus. Tatsache ist jedenfalls, dass Nennhausen im Jahr 1686 an die Familie von Briest fiel, als Belohnung des Kurfürsten für die Verdienste der Familie rund um die Befreiung des nahe gelegenen Rathenow von den Schweden. 1737 ließ Friedrich Christoph von Briest dann ein standesgemäßes Barockschloss errichten.
Die Literatur hielt 1803 auf Schloss Nennhausen Einzug. Denn Caroline von Briest heiratete den Romantikdichter Friedrich de la Motte Fouqué. Der schrieb hier sein berühmtes Kunstmärchen „Undine“. Gemeinsam machte das Ehepaar aus dem abgelegenen Schloss einen literarischen Salon, einen märkischen Musenhof auf dem Land. Berühmtheiten wie Friedrich Schlegel, E.T.A. Hoffmann, Rahel Varnhagen oder Adalbert von Chamisso gaben sich hier die Klinke in die Hand.
Der Park um Schloss Nennhausen
Ab 1780 legte August Phillipp von Briest den 40 Hektar großen und sehr sehenswerten Park so an, wie er sich heute darstellt. Aus dem kleineren bestehenden Barockgarten machte er einen englischen Landschaftspark. Er pflanzte eine Allee von heute uralten Eichen und sorgte auch für die eindrucksvollen Rotbuchen und Platanen, die das Bild des Parks von Schloss Nennhausen prägen. Einen Schlossteich und die für diese Art von Parks typischen Blickachsen gibt es natürlich auch. Besonders gut hat mir der Spaziergang deshalb gefallen, weil Du ihn sehr oft ganz alleine genießen kannst. Nur wenige Leute, meist echte Literaturfans, verirren sich hierher.
Das Schloss selbst öffnet seine Pforten nur selten für das eine oder andere Konzert. Aber man kann hier heiraten. Wenn das gerade nicht auf der Agenda steht, kann man sich auch einfach eine Ferienwohnung mieten. Nicht ganz billig, aber schließlich ist das ja auch echt mal was Anderes. Ich fand Schloss Nennhausen sehr sehenswert und trotz windstiller Affenhitze wehte mir dank der schattenspendenden Bäume im Park dann doch noch ein Hauch von Effi Briest um die Nase.
Und wenn Du Dich für Fontane interessiert, dann ist ein Abstecher nach Ribbeck gleich um die Ecke ein absolutes Muss…