Berlin/Potsdam

Idylle pur in Ribbeck im Havelland

Renate Kraft

Renate Kraft

Ein Dorf im Zeichen der Birne.

Ribbeck ist eines dieser idyllischen Dörfer, wie man sie im Havelland eigentlich überall findet. Kleine Häuschen, meist aus Backstein, eine Kirche, ein kleiner Teich und ein Herrenhaus. Urgemütlich, aber nichts Besonderes. Aber da war doch was? Theodor Fontane und die Birnen haben das Dorf berühmt gemacht. Und so ist Ribbeck heute eine Berühmtheit, die Gäste aus nah und fern anzieht. Auch mich.

Birnbaum im Kirchhof von Ribbeck
Birnendenkmal und im Hintergrund der Birnbaum im Kirchhof von Ribbeck

Gerade mal 350 Einwohner hat Ribbeck im Havelland. Aber jeder kennt den großzügigen Gutsherrn aus Fontanes Feder und den Birnbaum auf seinem Grab bei der Kirche. Unzählige Schulkinder mussten die Ballade auswendig lernen. Auch ich. Und weil ich gerade in der Nähe war, wollte ich mir das mal mit meinen eigenen Augen anschauen.

Ribbeck zu DDR-Zeiten

Lange Zeit lag Ribbeck in einer Art Dornröschenschlaf. Zu DDR-Zeiten stand man nicht so auf die alten Gutsherren, auch nicht auf die gutmütigen, die Birnen an Kinder verteilen. Das Dorf war ziemlich heruntergekommen. Und auch nach der Wende blieb das noch eine ganze Weile so. Die Dorfbewohner waren zunächst nicht begeistert von den einfallenden Wessis, die gute alte Zeiten wiederbeleben wollten. In seiner Erzählung „Die Birnen von Ribbeck“ bringt uns der Dichter Friedrich Christian Delius nahe, wie die ersten Wessis in Ribbeck einfielen. Sehr lesenswert.

Dorfkirche von Ribbeck
Dorfkirche von Ribbeck

Aber 1998 schließlich kehrte der Enkelsohn von Hans Georg Karl Anton von Ribbeck zurück. Dieser letzte Gutsherr war 1945 als Hitler-Gegner im KZ Sachsenhausen ermordet worden. Sein Enkel begann, in Ribbeck Birnenessig zu produzieren. Und von da an ging es steil bergauf. Die Besucherzahlen stiegen rasant. Das Dorf wurde gründlich aufgehübscht und strahlt heute im alten Glanz. Bei einem Rundgang kann man in die Vergangenheit eintauchen.

Rundgang durch Ribbeck

Pfarrhausgarten Ribbeck
im Garten des Pfarrhauses

Ich habe meinen Rundgang natürlich beim Birnbaum begonnen. Der ist nur ein Nachfolger des Baums aus dem Gedicht, aber er steht an der richtigen Stelle. Im Hof der Dorfkirche von Ribbeck. Ein Birnendenkmal steht davor. Meine alte Deutschlehrerin wäre wohl begeistert gewesen von meinem Engagement. Ich wandelte an dem Ort, an dem die berühmte Familie von Ribbeck seit 1375 mit einer längeren Unterbrechung im späten Mittelalter bis mitten ins 20. Jahrhundert hinein residierte.

Alte Schule in Ribbeck
Alte Schule Ribbeck

Wandeln wir ein Stückchen weiter. Zum Beispiel zum alten Pfarrhaus. Hier lohnt ein Spaziergang durch den hübschen Pfarrgarten. Er ist nach Szenen aus der Bibel und dem Leben Jesu gestaltet. Es gibt sogar eine Mini-Klagemauer. Nicht unbedingt mein Ding, aber es gibt eben auch schöne Blumen – der Park hat eine angenehme ruhige Atmosphäre.

Und dann wird’s allmählich Zeit für eine kleine Stärkung. Dafür bestens geeignet ist die Alte Schule von Ribbeck. Hier gibt es nicht nur ein altes Klassenzimmer, das mich an die Häschenschule erinnert hat. In dem von Herrn von Ribbeck 1841 erbauten Haus ist heute ein nettes Café. Und ein Marionettentheater gibt es auch. Darin wird gelegentlich die Geschichte des großzügigen Herrn von Ribbeck und seines knauserigen Sohnes inszeniert.

Alte Brennerei Ribbeck
Alte Brennerei

Lust auf Shopping? Dann empfiehlt sich ein Besuch in der Alten Brennerei. In dem hübschen Gebäude kannst Du alles rund um Birnenbrand, Birnenwein oder Birnenessig probieren und einkaufen. Oder ins alte Waschhaus, in dem die Ribbecker Geschichte ebenfalls groß geschrieben wird und viele Souvenirs erhältlich sind.

Waschhaus Ribbeck
Altes Waschhaus

Schloss Ribbeck

Nach einer Stippvisite auf dem Friedhof derer zu Ribbeck wurde es Zeit, mir das prachtvollste Gebäude des Ortes näher anzuschauen. Das ist natürlich das Schloss. Es ist wunderbar restauriert und beherbergt heute ein Museum über Fontane und die Gutsfamilie. Hier finden außerdem regelmäßig Konzerte und Lesungen statt. Das Restaurant im Schloss soll ziemlich gut sein. Leider hatte es geschlossen, als ich da war.

Familienfriedhof derer zu Ribbeck

Man muss kein Fontane-Fan sein, um Ribbeck zu mögen. Erst recht muss man nicht einer von denen sein, die hierher kommen, weil sie sich nach der guten alten Zeit sehnen. Ich gehöre weder zu den einen noch zu den anderen. Ich war einfach nur neugierig, und der Besuch in dem hübschen Dörfchen im Havelland hat mir ausgesprochen gut gefallen. Und der Birnenbrand hat auch geschmeckt.:-)

Schloss Ribbeck

Abstecher zum Landgut Stober

Wenn Du noch ein bisschen Zeit und Lust auf einen kleinen Abstecher hast: Nur ein paar Kilometer südlich von Ribbeck findest Du das Landgut Stober. Es liegt wunderschön in Groß Behnitz direkt am See. Heute ist es ein schmuckes Hotel. Aber ab 1866 machte der Großindustrielle aus dem Landgut ein echtes Vorzeigeprojekt, das für damals modernste landwirtschaftliche Methoden stand. Das sorgte für kräftigen Aufschwung in der Region. Das Gut hatte sogar einen eigenen Bahnhof. Die alten Gebäude sind toll erhalten und bestens restauriert. Und das Tollste ist ein Park mit Rundweg um den See. Ein schönes Restaurant mit Seeterrasse gibt’s natürlich auch.

Ebenfalls ganz in der Nähe liegt übrigens Rathenow. Und das ist auf jeden Fall wegen des wunderschönen Optikparks einen Ausflug wert.

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8 Comments

  1. Da werden Erinnerungen an die Schulzeit wach, ob bei Herrn Ribbeck oder bei Fontane allgemein.
    Ich mag es, wenn solche Erinnerungen auf Reisen wieder erwachen und man so Orte findet, die Schauplatz mancher Literatur waren.

    Liebe Grüße, Katja

  2. Liebe Renate,
    über das Birnendenkmal musste ich kurz schmunzeln, da ich davon vorher noch nie gehört hatte. Deinen Bericht und die Erzählung dahinter finde ich aber sehr spannend und würde mir gern mal den Garten im Pfarrhaus ansehen und das Museum sowie die Gedenkstätte besuchen.
    Herzliche Grüße
    Vivienne

    1. Ja, die Birne fand ich auch witzig. Musste dabei kurz an einen prominenten Politiker denken. Aber der hat gar nix damit zu tun.:-)

  3. Huhu,

    scheint definitiv ein Besuch wert zu sein. Für mich ist ja das Landgut ein echter Hingucker, weil ich solche Gebäude total liebe und diese mega gerne erkunde!

    LG Steffi

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