Über ein langes Juni-Wochenende habe ich in der Hainich-Zeit gewohnt, um die wunderschöne Gegend dort zu erkunden. Ich war auf der Suche nach einer günstigen Unterkunft eher zufällig auf diesen kleinen Ferienhof gestoßen und bin ohne große Ansprüche oder Erwartungen hingefahren. Umso überraschter im positivsten Sinne war ich, als ich dort angekommen war und mich umgeschaut hatte. Selten habe ich mich so schnell so wohl gefühlt wie in dem kleinen Torhaus, das ich ganz für mich alleine hatte. Deshalb habe ich Iris gebeten, einen Gastbeitrag zu schreiben und ihr Herzensprojekt – denn das ist es ganz sicher – hier vorzustellen. Wenn Ihr in der Nähe seid, dann ist die Hainich-Zeit ein ganz heißer Übernachtungstipp!
Wenn der Beitrag unten Euch neugierig macht – hier findet Ihr mehr Infos.
Anno 2013. Er hat es getan. Peter hat diesen fürchterlichen Hof gekauft. Diesen „Restbauernhof“, wie der Makler dieses schäbige Etwas in verkaufsfördernder Manier nannte. Das war im Oktober 2013. Von nun an waren wir – Peter und ich – „Bauernhofbesitzer“. Von nun an sollte auch alles anders werden: arbeitsintensivst. Eine Ahnung davon, was auf mich zukommen wird, hatte ich. Wir haben schon einmal ein altes Haus gerettet. Das steht noch heute in Mühlhausen im Unstrut-Hainich-Kreis. Gehört uns aber nicht mehr. Unser „Bauernhof“ steht in Eigenrieden, einem Dörfchen etwa 10 Kilometer westlich von Mühlhausen. Er ist auch nicht mehr das hässliche Entlein von einst. Er hat sich gemausert – zu einem kleinen hübschen Ferienhof. Die Rettung des „Entleins“ hat auch Freude gemacht. Meistens jedenfalls. Vor allem, wenn ich Schätze gefunden habe: Alte Pflastersteine, zum Beispiel, die vermutlich in den 1960er Jahren unter einer grauen Betonschicht beerdigt wurden. Einen Freudentanz habe ich aufgeführt, als ich in dem am Haupthaus angrenzenden, verfallenen Stall drei Tröge unter dem Dreck hervorkramte. Die sind aus Kalkstein gehauen. Uralt. Sie stehen heute als Zierde auf dem Hof, der mit den wiederentdeckten historischen Pflastersteinen gestaltet wurde. Der verfallene Stall wurde – genau wie das Haupthaus und das kleine Torhaus – ebenfalls gerettet. Schmuckstück im Stall (wir nennen ihn immer noch „Kuhstall“) ist eine historische Mauer aus großen Kalksteinquader. Wie alt die ist, weiß niemand. Die älteste Erwähnung dieses Gebäudes datiert um das Jahr 1850. Die Mauer ist älter, mutmaßen wir.
Den einstigen Stall haben wir mittlerweile in einen schmucken, rustikalen Feier- und Tagungsraum verwandelt. Mit eigener Küche und so. Anfang 2019 ist er fertig geworden. Mit einem kurzen Multimedia-Vortrag über die Entstehungsgeschichte des Ferienhofes HAINICH-ZEIT, zu dem das ganze Dorf eingeladen war, haben wir ihn eingeweiht.
Unseren Ferienhof mit insgesamt drei hübschen Wohnungen haben wir seit Mai 2017 geöffnet. Wir nennen ihn „HAINCIH-ZEIT“, weil er unmittelbar an den Naturpark HAINICH grenzt. Der HAINICH zählt zu den größten noch erhaltenen Buchenwälder Europas. Ich wünsche mir, dass sich unsere Gäste Zeit für den Hainich und die Region nehmen. Deswegen das Kunstwort HAINICH-ZEIT. Ich freue mich natürlich auch, wenn es sich unsere Gäste bei uns so richtig gemütlich machen. Zum Beispiel bei einem Grillabend oder einem kleinen Lagerfeuer auf dem urigen Hof.
Mit dem Gestalten unseres Ferienhofes sind wir noch nicht ganz fertig. Peter wünscht sich noch ein Backhaus, damit wir gemeinsam mit unseren Gästen Brot backen können. So wie ganz früher, mit selbst angesetztem Sauerteig. Ich vermute mal, dass er seinen Wunsch spätestens nächstes Jahr, also 2020, umsetzen wird. Er redet nicht lange. Er tut es.
Iris Henning