Kanarische Insel ohne Massentourismus
Was ist das Besondere an El Hierro? Die eher unbekannte kanarische Insel hat spektakuläre Küsten, waldreiche Gebirge und gemütliche Orte zu bieten. Aber das wirklich Besondere ist der fehlende Massentourismus. Kanaren wie vor Jahrzehnten. Es ist eine traumhafte Insel mit ewigem Frühling und ganz viel Atmosphäre. Völlig zu Unrecht führt El Hierro ein Dasein im Schatten von Teneriffa, Gran Canaria und Co. Aber vielleicht ist das ganz gut so. Denn nur so kann sie bleiben, wie sie ist, diese herrliche Insel. Meine Lieblingsorte auf El Hierro möchte ich Euch heute vorstellen.
Spaziergang von Las Puntas nach La Maceta

Fangen wir im fruchtbaren Golfo-Tal an, wo Bananen, Wein, Papaya und Ananas gedeihen. Die spektakuläre Bucht ist umrahmt von steilen Bergwänden. Rund um das Städtchen La Frontera gibt es einige gute und preiswerte Ferienapartments. Tolle Küstenabschnitte sind zum Beispiel rund um Las Puntas zu finden. Hier war früher mal ein Hafen, von dem aus die Früchte abtransportiert wurden. Man mag’s angesichts der tosenden Wellen kaum glauben. Heute steht hier am Kap Punta Grande ein Mini-Hotel. Sehr sehenswert! Im Guiness-Buch der Rekorde steht es als kleinstes Hotel der Welt. Hier gibt es auch die sehr schöne Badelandschaft Cascades del Mar, die aber nur im Sommer geöffnet ist.



Und hier ist auch der Startpunkt zu einer kleinen Wanderung an der Küste bis La Maceta, ein Spaziergang von hin und zurück etwa sechs Kilometern. Ein herrlicher Weg, an dem Du immer wieder schöne Aussichtspunkte mit Bänken findest. Aber nimm genug Wasser mit! Denn in La Maceta gibt’s zwar ein meist wellenumtostes Naturschwimmbad und Cafés. Aber die sind außerhalb der Sommerzeit meist geschlossen. Und es kann auch im Winter sehr warm werden.
Das einzige Kurhotel der Kanaren


Am anderen Ende der Golfo-Bucht liegt das Dörfchen Pozo de la Salud. Dank einer Quelle mit mineralreichem Heilwasser gibt es hier ein wunderschönes Kurhotel, das einzige überhaupt auf den kanarischen Inseln. Ansonsten gibt es so gut wie nichts außer herrlichem Meerblick und ein paar Häusern. Vor einem Café (dem einzigen) hätte ich stundenlang einfach nur aufs Meer schauen können. Ein bezaubernder Ort! Und ganz in der Nähe liegt die Playa del Verodal, einer der ganz wenigen feinen Sandstrände auf El Hierro. Aber dahin führt nur ein langes, etwas abenteuerliches Sträßchen.
Von Mirador zu Mirador




Wie überall auf den Kanaren gibt es auch auf El Hierro viele ganz tolle Aussichtspunkte, die Miradores. Auf El Hierro sind sie zweifellos besonders spektakulär. Es lohnt sich eigentlich immer, sie anzufahren. Der mit Abstand tollste auf der Insel ist der Mirador de la Peña. Er gibt einen sagenhaften Blick über das ganze Golfo-Tal frei. Aber auch der Mirador selbst ist was ganz Besonderes. Gestaltet wurde er von Cesar Manrique, dem Künstler, dem vor allem Lanzarote so viel zu verdanken hat. Aber auch auf den anderen kanarischen Inseln hat er zum Glück Spuren hinterlassen. Ein wunderschönes Lavastein-Gebäude mit hölzernen Freitreppen und sagenhaften Panoramafenstern beherbergt ein schönes Restaurant. Und außen kannst Du durch die parkähnliche Anlage flanieren und immer wieder in die Weite schauen. Du bist irgendwo zwischen Himmel und Erde – es ist phantastisch. Und wenn Du morgens zeitig hinfährst, hast Du das alles ganz für Dich allein.



Ganz anders ist der Mirador de Jinama, von dem aus das Golfo-Tal Dir aus einer ganz anderen Perspektive zu Füßen liegt. Es ist ein futuristischer Aussichtspunkt mit einer gläsernen Plattform. Die kleine Kapelle gleich nebenan bietet einen interessanten Kontrast zwischen alt und neu. Ebenfalls ein atemberaubender Ort, wie ich finde.


Es gibt noch so einige weitere tolle Aussichtspunkte, Last but not least möchte ich hier den Mirador de Las Playas erwähnen. Er liegt in der Nähe von El Pinar und mitten im sehr schönen, für den Ort namensgebenden Pinienwald. Von hier aus genießt Du den Blick auf die schroffe Ostküste der Insel. Im Vordergrund siehst Du große, wunderschöne Pinien und kannst den Moment von alten Steinbänken aus genießen. Ein Traum!
Die Inselhauptstadt Valverde

Wer schöne kanarische Städte sucht, ist auf El Hierro falsch. Genau gesagt gibt es hier nichts, was den Namen Stadt verdient. Die schönsten Städte der Kanaren findest Du für meinen Geschmack auf La Palma. Vor allem die Hauptstadt Santa Cruz ist ein Träumchen. Die „Hauptstadt“ von El Hierro ist Valverde. Eigentlich ein Dorf, in dem alle Inselstraßen zusammenlaufen. Valverde hätte es nicht in die Liste meiner Lieblingsorte geschafft, wenn es dort nicht diesen absolut herrlichen Kirchplatz gäbe. Die Plaza Principal besteht aus verschiedenen Terrassen mit Blick auf die Iglesia Nuestra Señora de la Concepción und über das Meer. Manchmal kann man sogar bis Teneriffa schauen. Auch die dreischiffige Kirche ist eine Schönheit. Ich habe selten einen so wunderschönen Platz gesehen. Leider fehlen aber die Menschen. Der Platz ist absolut ausgestorben. Das Leben spielt sich etwas oberhalb in ein paar Sträßchen ab. Nur an besonderen Festtagen wird dieser herrliche Platz genutzt. Schade. Aber wenn Du schonmal in Valverde bist, dann schau Dir die hübsche kleine Casa de la Quinteras an. Das ist ein Museum für Kunsthandwerk in einem hübschen traditionellen Gebäudekomplex. Sehenswert.
Badeparadiese auf El Hierro
Auch wenn Du auf der Suche nach tollen Stränden bist, bist Du auf El Hierro eher falsch. Spektakuläre Küsten ja, aber Strände sind sehr dünn gesät. Es gibt ein paar wenige, zum Beispiel die Playa Arenas Blancas am westlichen Ende des Golfo-Tals. Aber auch dieser Strand ist zwar schön, aber jetzt wirklich nicht das, was ich mir unter einem traumhaften Badestrand vorstelle. Wenn Dir Strände wichtig sind, dann findest Du die schönsten der Kanaren auf Fuerteventura. Wundervoll zum Baden sind etwa die Strände von Morro Jable oder Costa Calma.

Trotzdem gibt es aber wunderschöne Badeparadiese auf El Hierro. Da ist zum Beispiel der Charco Azul im Golfo-Tal. Das ist ein natürlicher „Teich“ in einer Höhle. Das Meerwasser glitzert in vielen Farben. Hier in die Atlantikfluten zu steigen, ist ein besonderes Erlebnis.

Im Nordosten von El Hierro liegt Tamaduste. Das ist ein kleiner Küstenort in der Nähe des Flughafens. Aber keine Sorge, El Hierro ist nicht Frankfurt. Nur wenige Flieger starten und landen und stören so gut wie gar nicht. Der Ort schlängelt sich um eine malerische, tiefe Felsbucht, auch Ria genannt. Rundherum findest Du Einstiege ins Wasser per Leiter oder Treppe, ganz wie es Dir beliebt. Die geschützte Bucht ist wie ein riesiger Pool im Atlantik. Besser geht`s nicht.

Während der Sommermonate ist auch das nahe La Caleta zum Baden zu empfehlen. Hier gibt’s eine nette kleine Promenade und eher edle Ferienhäuser. Aber es gibt auch eine sehr schöne Badelandschaft mit großem Meerwasserpool. Traumhaft gelegen! Während des Winters ist leider kein Wasser drin, obwohl durchaus Badewetter ist auf El Hierro.
Sehenswertes an der Ostküste von El Hierro

Auch in der Nähe des Flughafens liegt Puerto de la Estaca, der Fährhafen von El Hierro. Ein ruhig vor sich hindümpelnder Ort, denn Fähren kommen relativ selten. Trotzdem gibt es einen hübschen Yachthafenund eine sehr lange Mole. El Hierro träumt von großen Kreuzfahrtschiffen, die hier durchaus anlegen könnten. Zum Glück bisher Fehlanzeige.

Oberhalb der Küste kurz vor Valverde gibt es ein originelles Werk des Künstlers Rubén Armiche zu bestaunen. Er hat hier Sperrmüll, alte Autoteile und Waschmaschinen zu einer riesigen schneeweißen Gipsskulptur verarbeitet. Ein seltsames Teil, bei dem die Frage erlaubt sei, ob das Kunst ist oder wegkann. Mir hat das außergewöhnliche Gebilde sehr gut gefallen, schon weil es so außergewöhnlich ist. Darstellen soll es angeblich Tänzer, die der Jungfrau der Heiligen Drei Könige vorausgehen. Nun denn!

Weiter die Küste hinunter hinter dem Hafen kommt man nach Timijiraque, wo es einen ganz netten Badestrand mit Picknickplatz gibt. Aber das sollte nur eine Zwischenstation sein, denn etwas weiter wartet Spektakuläres. Es geht durch zwei Tunnel, von denen einer einspurig und dadurch ein bisschen unheimlich ist. Eine Ampel regelt hier den Verkehr. Hoffentlich funktioniert sie einwandfrei…


Hinter dem Tunnel liegt Las Playas, eine riesige halbrunde Bucht mit eindrucksvoller Steilküste (nicht etwa mit Stränden, wie der Name vermuten ließe). Das Kap mit dem Roque de la Bonanza ist ein absoluter Hingucker. An einer Stelle gibt es einen wunderschönen Picknickplatz am Meer. Hier kann man auch recht gut baden. Nur ein Stückchen weiter endet die Straße. An dieser Stelle liegt der sehr schöne Parador, ein edles staatliches Hotel. Hotels sind auf der Insel wirklich dünn gesät, aber die wenigen, die es gibt, sind was Besonderes. Wie dieses im kanarischen Landhausstil.
Der Süden von El Hierro

Alle Wege in den Süden führen über El Pinar. Der Ort ist von einem wirklich schönen, großen Pinienwald umgeben. Toll für eine Pause und einen kleinen Spaziergang. Aber dann geht’s weiter, denn es wartet in einem riesigen Lavafeld an der Küste das Centro de Interpretación Vulcanológico. Hochspannend und absolut sehenswert! Es dokumentiert sehr eindrucksvoll den Ausbruch eines unterseeischen Vulkans vor La Restinga im Herbst 2011. Bilder von den dampfenden „Restingolitas“ an der Wasseroberfläche sieht man nicht jeden Tag. Restingolitas sind außen schwarze und innen milchig weiße Lavabrocken, die der Vulkan ausgespuckt hat. Der Ort La Restinga wurde damals vorsorglich evakuiert, aber es ging zum Glück alles gut. Auch die Unterwasserwelt rund um ein paradiesisches Tauchgebiet hat sich gut erholt. Ein sehr informatives Zentrum mit vielen Infos rund um Vulkane. Nicht verpassen!


Und dann geht’s weiter nach La Restinga, den Fischerort ganz im Süden, wo sich das zugetragen hat. La Restinga ist sowas wie mein absoluter Lieblingsort auf El Hierro. Ein wunderschöner Fischerhafen, ein niedlicher kleiner Strand, eine hübsche Promenade und bestimmt nicht zuletzt die netten Fischlokale. Hier gibt es auch nicht zufällig einige Ferienunterkünfte. Ich glaube, wenn ich wieder mal nach El Hierro kommen sollte, würde ich mich in La Restinga einquartieren.
Der einsame Westen von El Hierro
Der Westen der Insel ist einsam. Keine Orte weit und breit. Geprägt ist er von der Dehesa, dem relativ kargen Weideland, das während des Winters aber schön grün ist und Schafen und Kühen reichlich Futter bietet. Als ich da war, blühte die Dehosa gerade hellgelb. So traumhaft schön! Und auch hier im einsamen Westen gibt es einiges zu sehen.



Da wäre zum Beispiel der Faro de Orchilla. Der Ort, an dem der Leuchtturm steht, galt vor Kolumbus als Ende der Welt. Die spektakuläre Straße dort hinab legt solche Gedanken bis heute nahe. Man munkelt, dass deutsche Investoren an diesem Ende der Welt ein Hotelprojekt in der Schublade haben. Bis jetzt ist davon aber noch nichts zu sehen. Übrigens: Wer auf El Hierro unterwegs ist, sollte immer ein Butterbrot und natürlich Wasser in der Tasche haben. Erst recht im Westen. Cafés sind rar gesät und in dieser Ecke gar nicht vorhanden. Auch haben sie oft rätselhafte Öffnungszeiten.

Wieder oben im Grünen angelangt, liegt direkt an dere Straße die schneeweiße Eremita de la Virgen de los Reyes. Ein kleines Kirchlein in einem klösterlichen Innenhof. Hier können Gläubige für eine Woche in Klausur gehen. Einige Zellen und eine kleine Küche stehen dafür zur Verfügung. Ganz in der Nähe kann man eine Höhle besichtigen, in der früher zeitweise die Hirten gewohnt haben. Sie war allerdings geschlossen, als ich (im Februar 2025) da war.

Und dann geht’s über eine recht gut befahrbare Sandpiste zum El Sabinar. Das ist ein Wacholderbaum, den der starke Wind vom Meer in eine fast horizontale skurrile Form gezwungen hat. Es ist beispielhaft dieser eine Baum, aber bei einem Spaziergang durch die wunderschöne Gegend siehst Du ganz viele davon. Lass das Auto irgendwo unterwegs stehen und geh ein bisschen zu Fuß, um die tolle Landschaft rund um dieses Wahrzeichen von El Hierro zu genießen.

Nach einer Woche auf El Hierro kann ich sagen: Die herrliche Insel ist eine Reise wert. Sie hat einen ganz eigenen Charakter und unterscheidet sich extrem von den anderen Kanaren. Ich habe die großartige Natur bewundert und an vielen Stellen einen ganz besonderen Hauch von Freiheit wahrgenommen. Falls Du gerne mit dem Camper unterwegs bist (wie ich), dann kann ich El Hierro als einzige kanarische Insel empfehlen. Es gibt schöne Stellen fürs Freedom-Camping, das hier geduldet wird. Und einen sehr schönen Campingplatz oben in den Bergen habe ich auch gesehen. Anderswo auf den Kanaren ist Wildcampen nicht nur verboten, sondern es wird meist auch verfolgt. Und die Campingplätze, die ich mir auf Teneriffa zum Beispiel mal genauer angeschaut habe, sind eigentlich nur zum Weglaufen. Die Kanaren sind ein Paradies, aber sicher nicht für Camper. Ausnahme El Hierro!
Hui, glaubst du mir, wenn ich sage, dass ich bis eben noch nie von El Hierro gehört habe? Die Kanaren kenne ich natürlich, aber diese Insel scheint wohl die unbekannteste der ganzen Gruppe zu sein! Aber ich gebe dir – unbesucht – recht, sie hat ihren ganz eigenen Charakter! Diesen „windschiefen“ Baum finde ich übrigens sehr schön! Liegt das an dem Klima dort?
Liebe Grüße
Jana
Ja, El Hierro kennen viele nicht. Das liegt an der fehlenden touristischen Infrastruktur. Der Baum passt sich den Winden an, die vom Meer kommen…
Beeindruckend schön, liebe Renate.
Dieses kleine Eiland reizt mich schon lange und eine Slowtravel Tour, abseits des Massentourismus ist genau mein Ding.
Einziges Problem, ich mag nicht fliegen 🙂
Danke für deine wunderschönen Eindrücke.
Liebe Grüße, Katja
Wie schade, liebe Katja. Es gibt Fähren vom spanischen Festland, aber da bist Du natürlich ewig unterwegs. Und ich glaube, auch nicht direkt nach El Hierro, sondern z.B. über Teneriffa. Aber ich denke, auch das würde sich lohnen. Wenn Du mal Zeit hast…
WOW! Es sieht richtig toll auf deinen Bildern aus!
Habe noch nie etwas von El Hierro gehört… die kanarischen Inseln stehen recht weit oben auf meiner Bucket-Liste – freue mich, dank deiner Bilder, schon jetzt auf einen Besuch. 🙂
LG,
Vici
Das freut mich. Für mich sind die Kanaren echt ein Paradies. Ich mag auch alle anderen Inseln. Sie haben alle einen ganz eigenen Charakter und wunderschöne Ecken trotz Massentourismus.