Spanien

Flanieren in Morro Jable Fuerteventura

Renate Kraft

Renate Kraft

Begegnung mit Rochen und Willy Brandt.

Aus dem einst kleinen Fischerörtchen Morro ist längst Morro Jable geworden, ein großes touristisches Zentrum der Halbinsel Jandía auf Fuerteventura. Doch der Ortskern ist trotz zahlreicher Hotels erhalten geblieben. Eine sagenhaft schöne Promenade und einige sehenswerte Details machen Morro Jable zu einem meiner Lieblingsorte auf Fuerteventura.

Morro Jable Fuerteventura

Hin und weg von Morro Jable Fuerteventura

Morro Jable ist leicht per Linienbus zu erreichen. Der Ort ist die südliche Endstation der Linie 1, die regelmäßig und preiswert an der Ostküste von Fuerteventura verkehrt. Aber nicht zu früh aussteigen, denn sonst landest Du irgendwo im Hoteldschungel. Fahr einfach immer weiter bis ins Zentrum. Hier steigen die meisten Leute aus – Du kannst es eigentlich nicht verfehlen. Und jetzt abwärts Richtung Meer. Dann landest Du automatisch da, wo die Musik spielt.

Bummel durch den Ortskern von Morro Jable

Rund um die Plaza Pescadores gibt’s eine Menge kleine Gassen mit netten Geschäften und Cafés. Gut für einen kleinen Stadtbummel geeignet. Am Platz findest Du auch eine Gruppe richtig schöner Skulpturen – die Homenaje a los Pescadores des kubanischen Bildhauers Rafael Gómez González. In Bronze gegossen sind hier Fischer aus Morro Jable in Lebensgröße. Sie wirken total lebendig, finde ich. Echte Charakterköpfe, die mir supergut gefallen haben.

Die Legende von der Kirchenglocke

Ortszentrum von Morro Jable mit Kirchturm

Nach einem Päuschen in einem der netten Cafés direkt am Strand bist Du vielleicht wie ich etwas träge. Aber raff Dich auf – es gibt noch so viel zu entdecken. Es lohnt sich zum Beispiel der kleine Aufstieg zur Iglesia Nuestra Senora del Carmen. Von oben hast Du einen wunderbaren Ausblick über Morro Jable. Die Glocke im Kirchturm soll angeblich während des Spanischen Bürgerkriegs bei Cofete angespült worden sein und aus Kanada stammen. Vielleicht ist das aber auch nur eine von vielen Legenden, die sich um das geheimnisvolle Cofete auf Fuerteventura ranken. Davon erzähle ich bei Gelegenheit mal.

Rochen im Hafen von Morro Jable Fuerteventura

Doch zurück nach Morro Jable. Wenn Du einmal hier oben bist, dann ist es nicht mehr weit bis zum Hafen. Der liegt auf der anderen Seite des Hügels. Ein lebendiges Eckchen mit Fähranleger und Fischrestaurants. Aber das ist gar nicht der Grund, warum Du den Hügel hinabsteigen solltest. Im Hafenbecken leben nämlich zwei große und sehr zutrauliche Rochen, die regelmäßig sehr nahe an die Kaimauer kommen. Klar, denn hier werden sie reichlich gefüttert. Sie zu fotografieren, ist jedoch sehr schwierig. Viele kleine Fische tummeln sich weiter oben im Wasser, während die Rochen sich etwas tiefer aufhalten. Ich hab’s trotzdem versucht. Besser als nix.:-) Im Hafen gibt es auch ein Areal mit Meerwasserbecken. Hier wird versucht, die Meeresschildkröten wieder anzusiedeln, die hier mal heimisch waren und dann ausgestorben sind. Das Projekt macht, wie man hört, recht gute Fortschritte.

Wundervolle Promenade am Meer

an der Promenade

Es hilft nichts – Du musst jetzt wieder über den Hügel zurück ins Zentrum von Morro Jable. Denn von dort aus schwingt sich eine wundervolle Promenade ostwärts immer am Meer entlang. Hier kannst Du herrlich am wunderbaren riesigen Sandstrand flanieren. Viele blühende Pflanzen und nette Strandbars säumen dabei Deinen Weg. Ein herrliches Vergnügen! Wie in vielen Orten auf Fuerteventura findest Du auch hier überall interessante Skulpturen. Die Kunst ist sehr lebendig auf Fuerteventura.

Begegnung mit Willy Brandt

Die für mich persönlich mit Abstand interessanteste Skulptur ist die von Willy Brandt, der mit einem Hund am Strand sitzt und in die Ferne schaut. Der Altkanzler war im Winter 1972/73 in Morro Jable auf Fuerteventura. Damals war hier noch so ziemlich das Ende der Welt. Straßen gab es zum Beispiel keine, weshalb Brandt per Hubschrauber ankam. Sein Aufenthalt sorgte damals dafür, dass der Tourismus in der Folgezeit sehr stark anwuchs. Willy Brandt spielt also in der Inselgeschichte keine so ganz kleine Rolle.

Skulptur von Willy Brandt

Rund um den Leuchtturm von Morro Jable Fuerteventura

Ein Stückchen weiter solltest Du noch gehen. Die Promenade entfernt sich nun ein bisschen vom Strand. Dazwischen liegt eine flache und unter Naturschutz stehende Dünenlandschaft, die den Einheimischen früher zur Salzgewinnung diente. Bei Springflut wurde das Gelände von Meerwasser überspült und Salz blieb zurück. Inzwischen gibt es wesentlich einfachere Methoden, bei denen das Salz nicht so aufwändig gereinigt werden muss. Mit etwas Glück siehst Du auf der Fläche ein paar seltene Wasservögel mitten in der Stadt. Beim Leuchtturm gibt es eine Brücke von der Straße zum Strand. Hier gibt es übrigens auch eine Bushaltestelle. Du musst also nicht den ganzen Weg zurücklaufen.

Leuchtturm

Du magst lieber ruhigere Orte mit weniger Tourismus? Dann solltest Du unbedingt das hübsche kleine Hafenstädtchen Gran Tarajal besuchen

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13 Comments

  1. Liebe Renate,

    ich habe schon bei deinem Artikel über Gran Tarajal gelernt, dass die Busline 1 perfekt für Ausflüge geeignet ist 🙂
    Was du hier beschreibst klingt total schön und ich habe wirklich Lust den nächsten Urlaub auf Fuerteventura zu planen. Besonders diese lebendig wirkenden Bronzestaturen finde ich richtig faszinierend.

    Und Leuchttürme, ich liebe die. Einen Rochen würde ich auch gern sehen, solch schöne Wesen. Hoffentlich kann auch eines Tages eine Meeresschildkröte in ihrem natürlichen Umfeld gesichtet werden. Danke für die zahlreichen Tipps.

    Liebe Grüße
    Mo

  2. Wunderschöner Beitrag! Hab beim Lesen richtig Lust bekommen dort flanieren zu gehen, mich in einem der netten Cafés am Strand niederzulassen und Kaffee zu trinken, während mir die Sonne ins Gesichts scheint und mein Blick übers Meer schweift. Herrlich! Ich war noch nie auf Fuerteventura, möchte aber unbedingt mal hin. Nach deinem Beitrag noch mehr! Und ich finde es großartig, dass versucht wird dort wieder die Schildkröten anzusiedeln!

    Liebe Grüße,
    Diana

    1. Fuerteventura würde Dir ganz sicher gut gefallen. Ich bin auch zum ersten Mal hier, und es hat mir vom ersten Tag an ganz doll gefallen. Ein herrliches Fleckchen Erde. Echt zum Genießen.

  3. Liebe Renate,

    ach tut das gut. Bunte Farben, Sonne, Strand und Wärme. Gerade wenn es aktuell grau mit Schneeregen ist.
    Ich verstehe Deine Faszination über die kanarische Insel sehr gut. Ich mag sie auch und besonders die kleinen, historischen Fischerdörfchen.
    Die Brandt Skulptur allerdings hatte ich nicht entdeckt. Aber sie sieht klasse aus.

    Jetzt habe ich echt Lust auf ein Strand-Café und einen Kaffee in der Sonne.

    Liebe Grüße, Katja

    1. Ja, genau dieses ewig graue Wetter ist das, was mich in die Ferne treibt. Die Tage sind ja auch hier kurz, weil eigentlich Winter ist. Aber das Licht ist so komplett anders, wenn es hell ist. Mir gibt das ganz viel Energie, ganz im gegensatz zum feucht-kalten Grau im deutschen Winter. Ich darf gar nicht dran denken, dass ich dahin bald zurück mus…

  4. Liebe Renate,
    ich bin beeindruckt von den Skulpturen, auch wenn die vermutlich nicht die Hauptattraktion von Morro Jable sind. Die sind unglaublich ausdrucksstark und detailreich gestaltet.
    Ähnlich beeindruckend finde ich die zutraulichen Rochen im Hafenbecken – das wäre eine Freude für mein Kind, die zu beobachten. Auch wenn sie nicht so fotogen sind.
    Herzliche Grüße
    Anja von STADT LAND WELTentdecker

    1. Die Hauptattraktion ist wohl eher der Strand und die Promenade. Aber ich fand die Skulpturen auch einfach toll. Sowas findet man hier auf Fuerteventura viel. Ganz viele tolle Bildhauer waren und sind hier aktiv.

  5. Eine Glocke, die von Kanada bis nach Fuerteventura schwimmt? Na das wäre doch mal was! Ich liebe solche Legenden, egal ob wahr oder nicht und die Statur vom Altkanzler ist ja mal auch entzückend! Ich habe jetzt etwas Stehendes erwartet, aber gemütlich am Strand sitzend mit bestem Freund daneben macht echt was her! Tolle Bilder und toller Beitrag!

    Liebe Grüße
    Jana

    1. Danke, Jana! Ja, der Willy am Strand ist schon cool. Ich mag solche Geschichten wie die von der Glocke auch sehr. Ohne Legenden wär das Leben doch echt fad.:-)

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