Spanien

Die Anmutige – La Graciosa

Renate Kraft

Renate Kraft

Auf der achten kanarischen Insel

La Graciosa liegt nördlich von Lanzarote und hat erst seit 2018 den Status einer eigenständigen kanarischen Insel. Für mich war es die achte und letzte der Inseln, die ich vor meinem Besuch noch nicht kannte. Sie ist klein, diese Wüsteninsel, klein aber fein. Massentourismus ist hier noch ein Fremdwort. Straßen gibt es keine, nur staubige Sandpisten. Und Strände, die fast zu schön sind, um wahr zu sein. Wenn Du mal auf Lanzarote bist, dann mach unbedingt einen Abstecher nach La Graciosa. Es lohnt sich unbedingt.

Hin und weg von La Graciosa

Fähre von Lanzarote nach La Graciosa


Einen Flughafen hat La Graciosa nicht, klar. Der einzige Weg, um dorthin zu gelangen, ist also der Atlantik. Die Personenfähren starten halbstündlich oder stündlich, je nach Tageszeit, von Órzola, einem kleinen hübschen Ort ganz im Norden von Lanzarote. Hin und zurück kostet es 28 Euro (Stand März 2025). Gerade mal 25 Minuten dauert die Überfahrt. Aber die können es in sich haben, denn auf Lanzarote pfeift häufig ein heftiges Windchen. Besonders in den ersten paar Minuten kann es ausgesprochen rauh zugehen. Aber dann biegt das Schiffchen in die Meerenge El Rio zwischen beiden Inseln ein und erreicht ruhigere Gewässer. Spätestens jetzt kannst Du die Fahrt vorbei an Lanzarotes Küste richtig genießen.

Ankunft und unterwegs auf La Graciosa

Caleta de Sebo


Und dann legst Du auch schon an in Caleta del Sebo, der „Hauptstadt“ von La Graciosa. Caleta de Sebo ist ein Nest, bestehend aus weißen Häuschen an ungeteerten „Straßen“. Sehenswert ist vielleicht die kleine Kirche und natürlich der kleine Hafen. Es macht Spaß, sich vor eines der Cafés zu setzen und zu beobachten, was so abgeht. Gut Fisch essen kannst Du natürlich auch. Aber spätestens danach wirst Du Lust bekommen, die Insel zu erkunden.

Kirche von Caleta de Sebo


Dafür gibt’s jetzt mehrere Möglichkeiten. Du kannst Dir ein Fahrrad mieten. Vermieter gibt es reichlich. Aber Straßen oder asphaltierte Wege gibt’s nicht, und die Pisten sind teilweise sehr sandig. La Graciosa ist eine Art „Wüsteninsel“. Sand, Sand und nochmal Sand. Da ist es vielleicht bequemer, zu Fuß zu laufen. Die Insel ist klein, und alles ist fußläufig erreichbar. Aber dann brauchst Du schon ein bisschen Zeit, denn von A nach B sind es dann doch einige Kilometer, und man will ja nicht nur herumhetzen, sondern auch genießen. Für einen Eintagesausflug ist deshalb eine Jeepsafari eine gute Idee. Busse gibt’s nämlich nicht. Und mit dem Auto kommst Du erst gar nicht auf die Insel.

per Jeep über die Insel



Ich habe mich jedenfalls für eine Rundfahrt per Jeep entschieden. Dabei habe ich einen Fahrer erwischt, der ordentlich aufs Gaspedal gedrückt hat. Ich bin so richtig durchgeschüttelt worden. Wenn Du „Rücken“ hast, ist das eher nicht das Richtige. Aber es macht auf jeden Fall viel Spaß. Am besten bist Du darauf vorbereitet, dass Dein Fahrer nur Spanisch spricht, denn Tourismus wird auf La Graciosa eher klein geschrieben. Mit Händen und Füßen und ein bisschen gutem Willen geht aber viel, wenn Du kein Spanisch kannst.

Im Norden von La Graciosa

Playa de las Conchas


Und was gibt’s nun zu sehen auf dieser Insel? Da wäre zum Beispiel nördlich von Caleta de Sebo das winzige Dörfchen Pedro Barba mit seinem kleinen Badestrand. Eigentlich besteht es nur aus ein paar sehr einladenden Ferienapartments, die mich kurzfristig gereizt haben. Aber dann doch nur kurzfristig, denn es gibt weder einen Laden noch eine Kneipe. Sowas muss man wirklich mögen.

La Graciosa



Im Nordwesten der Insel liegt die sagenhafte Playa de las Conchas, die ganz sicher zu den schönsten Stränden der Kanaren gehört. Der Sand ist schneeweiß, das Ambiente einfach gigantisch. Aber Achtung: Hier zu baden, ist keine gute Idee, denn es gibt sehr gefährliche Strömungen und oft auch hohe Wellen. Ganz toll ist von hier aus aber der Blick auf die vorgelagerte Insel Montaña Clara.

Weiter Richtung Süden

Lavaschluchten auf La Graciosa


Wenn Du Dich von hier aus Richtung Süden begibst, immer an der Küste entlang, dann kommst Du zu sehr eindrucksvollen Lavaschluchten, durch die die Atlantikwellen peitschen. Ich hätte stundenlang zuschauen mögen. Die besten Badestrände findest Du im Süden von La Graciosa. Die Playa Francesca und die Playa de la Cocina glänzen nicht nur durch herrlich weißen Sand, sondern auch durch kristallklares Wasser. Einfach wunderbar. Und sollte Dich der Bewegungsdrang überfallen, dann kannst Du den Montaña Amarilla erklimmen. Mir hat der Blick von unten gereicht, aber der Ausblick von oben ist bestimmt phantastisch.

Blick vom Mirador del Rio auf Lanzarote

Ebenfalls einen absolut herrlichen Ausblick über La Graciosa hast Du aber von Lanzarote aus. Der Mirador del Rio im Norden der Insel wurde auf einer alten Festungsanlage auf fast 500 Metern Höhe errichtet. Gestaltet wurde der Mirador übrigens von César Manrique, weshalb der Aussichtspunkt an sich schon eine Sehenswürdigkeit ist. Ein tolles Café mit Panoramafenstern lädt zum Verweilen ein. Allerdings musst Du hier Eintritt zahlen, der sich aber mehr als lohnt.



La Graciosa – die Anmutige – macht ihrem Namen alle Ehre und ist einen Besuch allemal wert. Wenn Dir solche Landschaften gefallen, dann bist Du auch auf Lanzarotes Nachbarinsel Fuerteventura richtig. Dort hat etwa Cofete an der Westküste einen ganz ähnlichen Charakter.

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