Niederlande

Woudagemaal in Lemmer – Volldampf gegen Wassermassen

Renate Kraft

Renate Kraft

Friesisches Dampfschöpfwerk sorgt seit über 100 Jahren für trockene Füße.

Die Niederländer kämpfen mit immer neuen technischen Meisterleistungen gegen das Wasser, wenn es ihr Land bedroht. Und der steigende Meeresspiegel bedroht ihr Land natürlich. Um das Land und seine Einwohner zu schützen, bedarf es allerdings nicht immer modernster Technik. Schon seit mehr als 100 Jahren leistet das älteste Dampfschöpfwerk der Welt im friesischen Lemmer am Ijsselmeer wertvolle Arbeit. Und es ist beileibe kein Museumsstück, sondern die „Woudagemaal“ kommt noch heute regelmäßig zum Einsatz.

Woudagemaal von weitem

Olympiaverdächtige Saugleistung

Wenn es dort so richtig dampft und pufft, dann kann die Dampfpumpstation bis zu 4 Millionen Liter Wasser in einer Minute pumpen. Um es etwas anschaulicher zu formulieren: Ein Schwimmbecken mit olympischen Maßen wäre in gerade mal 35 Sekunden leergesaugt. Das war nicht nur vor 100 Jahren eine Meisterleistung. Es ist auch heute noch richtig gut. Und deshalb wird die Woudagemaal noch immer genutzt, wenn es längere Zeit regnet und stürmt und deshalb die modernen Anlagen der Region Unterstützung brauchen. Regelmäßig wird deshalb auch Personal im Umgang mit den alten Maschinen geschult.

Woudagemaal aus der Nähe

Woudagemaal Lemmer besuchen

Besuchen kann man die Woudagemaal trotzdem. Und das sollte man sich auch nicht entgehen lassen, wenn man in Friesland Urlaub macht. Denn die Anlage ist nicht nur sehr effizient, sondern sie ist auch wunderschön. Am Rand des Badeorts Lemmer liegt das Pumpwerk direkt am Ijsselmeer. Es gibt ein tolles Informationszentrum direkt nebenan. 9,50 Eintritt kostet das informative Vergnügen. Ich kann empfehlen, früh hinzufahren, denn dann sind kurz nach der Öffnung um 10 Uhr nur wenige Besucher dort. Zuerst schaut man einen kleinen Film an. Dann kann man sich eine Ausstellung anschauen oder einen Kaffee schlürfen.

Führung durch die Woudagemaal Maschinenhalle

Sobald sich ein Grüppchen gefunden hat, geht die sehr informative Führung los. Wir waren dabei nur zu dritt und konnten unserem Führer entsprechend Löcher in den Bauch fragen. Es war ein tolles Erlebnis, in der alten und so liebevoll gepflegten Maschinenhalle herumzulaufen und zu erfahren, wie dort alles funktioniert. Ich bin ja in letzter Zeit sehr viel in unserem Nachbarland unterwegs und lerne auch ein bisschen Niederländisch. Hier hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, so ein kleines bisschen der niederländischen Seele zu begegnen.

Woher kommt der Name Woudagemaal?

Die Pumpstation ist benannt nach Dirk Frederik Wouda, dem damaligen Hauptingenieur der staatlichen Wasserwirtschaft. Im Jahr 1920 wurde das wunderschöne Gebäude der Amsterdamer Schule von Königin Wilhelmina feierlich eröffnet. Im Jahr 1998 wurde die eindrucksvolle Anlage UNESCO-Weltkulturerbe.

Tipps für Deinen Besuch

Wichtig zu wissen: Besichtigen kann man die Woudagemaal nur im Rahmen einer Führung. Aber die ist im Eintrittspreis mit drin. Es gibt die Führungen neben Niederländisch auch in Deutsch und Englisch. Und das Tollste für mich war, dass ich nach Herzenslust fotografieren durfte. Der Besuch hat mir viel Spaß gemacht und war an meinem ersten Regentag in Friesland genau das Richtige. Denn gerade bei Sauwetter spielt das Pumpwerk schließlich eine wichtige Rolle. Parken ist übrigens kostenlos. Man muss vom Parkplatz allerdings noch ein Stück einen schönen Weg am Wasser entlang laufen. Bei Bedarf gibt es aber auch ein Shuttle.

Öl nachfüllen

Technik ist schon echt faszinierend. Vielleicht hast Du auch Lust auf ein bisschen Stahl kochen im Ruhrgebiet? Dann schau mal rein!

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11 Comments

  1. Huhu,
    Vielen Dank für deinen tollen Beitrag. Ich mag deine Bilder 🙂
    Ich denke es ist absolut einen Besuch Wert, wenn man dort in der Nähe Urlaub macht.
    Liebe Grüße Sabrina

  2. Verstehe ich das richtig, diese technische Meisterleistung nutzt die Wassermassen aber auch gleichzeitig um Energie zu gewinnen, oder?

    Trockene Füße sind ja das eine, doch gleichzeitig bietet Wasser ja auch eine unfassbare Kraft.

    Ich bin gespannt was Du sagst. Vielleicht habe ich das System nämlich völlig falsch verstanden.

    Liebe Grüße, Katja

    1. Nein, hier wird keine Energie gewonnen. Hier geht es darum, die am tiefsten gelegen Teile des Landes (unter dem Meeresspiegel) trocken zu halten. Da leben ja Menschen, und es wäre sehr schlecht, wenn die nasse Füße bekommen.:-) Hier wird Energie gebraucht, um die Dampfmaschinen zu betreiben, die das Wasser abpumpen. Früher machte man das sehr aufwändig mit Kohle. Das ist heute natürlich nicht mehr so…

  3. Liebe Renate,

    ich bin gerade super erstaunt und komplett sprachlos. Noch nie habe ich von einer Dampfpumpstation gehört, die bis zu 4 Millionen Liter Wasser in einer Minute pumpen kann. Das ist richtig beeindruckend. Ich glaube gern, dass so eine Führung richtig interessant ist. Auch wenn ich von Technik nicht viel Ahnung habe, aber das würde mich auch ansprechen.
    Richtig toll finde ich, dass noch immer der Umgang mit diesen Maschinen geschult wird. Klasse, dass weiterhin auf altbewährtes gesetzt wird, statt es durch etwas neues zu ersetzen.

    Liebe Grüße
    Mo

  4. Da hast du echt schöne Fotos mitgebracht Renate! Wirken so alt, obwohl sie so neu sind 🙂 Ich mag das Ambiente und muss da spontan an unseren Besuch in einem alten Stahlwerk denken! Auch mit Führung und ganz vielen alten Dingen drin! Dass diese Pumpe 4 Millionen Liter Wasser in der Minute schafft, klingt beeindruckend! Ich hatte gar keine Vorstellung, wieviel Wasser das ist. Zum Glück kam der Vergleich mit dem Schwimmbad!

    Liebe Grüße
    Jana

    1. Ja, die Fotos rauschen, weil ich aus der Hand ohne Stativ fotografieren musste. Ich finde, das macht gar nix, denn es sorgt für diesen alten Look, der gut u den Maschinen passt.

  5. Spannend! Und faszinierend, dass eine so alte Anlage noch existiert und benutzt wird. Ich mag alte INdustrioeanlagen irgendwie sehr, vielleicht weil ich aus dem Ruhrgebiet komme? Natürlich ist der Grund, wieso diese Anlage existiert nicht so schön, aber wenn sie schon so alt ist, dann hat sie immerhin nicht viel mit dem Klimawandel zu tun. Um so interessanter, was man sich damals hat einfallen lassen.

    1. Ich schaue mir auch gerne alte Industrieanlagen im Ruhrgebiet an. Und die Anlage ist ja nicht wegen des Klimawandels gebaut worden, sondern weil die Niederländer ihr Land dem Wasser abgetrotzt haben und schon immer mit dem Wasser kämpfen mussten…

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