Neuseeland, Nordinsel

Faszination Kauri-Bäume – Vorfreude auf Neuseeland

Renate Kraft

Renate Kraft

Ich stecke mitten in den Vorbereitungen für meine zweite Neuseeland-Reise. Am Samstag geht’s für eine Woche nach Frankfurt und eine Woche später dann über Singapur nach Christchurch. Ich freue mich riesig auf meine zweite dreimonatige Reise durch dieses wundervolle Land. Heute möchte ich deshalb ein Thema aus Neuseeland aufgreifen. Einfach aus Vorfreude. In diesen Tagen erinnere ich mich besonders häufig an die schönen drei Monate, die ich zu Beginn des Jahres 2019 am anderen Ende der Welt hatte. Eine Auszeit, die mein Leben verändert hat. Die meiste Zeit habe ich während der ersten Reise auf der Nordinsel verbracht. Auch wenn ich damals nicht auf White Island war, weil es einfach zu viele für mich persönlich interessantere Reiseziele gab: Der Vulkanausbruch und die schrecklichen Folgen sind in meinen Gedanken. Dieses Mal werde ich ausschließlich auf der Südinsel unterwegs sein. Aber heute möchte ich Euch über die mächtigen Kauri-Bäume in den Northlands erzählen.

Erste Kauri-Bäume in Sicht

Hoch im Norden der Nordinsel habe ich mich eine Weile in Whangarei aufgehalten. Von dort aus bin ich mehrmals zur Westküste gefahren und habe bei der Gelegenheit mit den beeindruckenden riesigen Kauri Trees Bekanntschaft gemacht, die heute leider selten geworden sind. Zum allerersten Mal sah ich die Baumriesen allerdings bei der Fahrt Richtung Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Ich hielt an einem Kauri-Wald und lief auf Stegen durch. Der Wald wimmelte von asiatischen Touristen, die mit mehreren Reisebussen dort angekarrt worden waren. Die Menschenmengen beeinträchtigten das Naturerlebnis. Ich dachte – okay, hast Du auch mal Kauribäume gesehen. Innerlich hatte ich das Thema abgehakt. Bis zur ersten Fahrt an die Westküste der Nordinsel. Bis fast an die Westküste…

Wairoa River – Transportweg für Kauri-Bäume

Eigentlich wollte ich einen schönen Tag an einem der endlosen Sandstrände verbringen. Aber dann kam alles anders. Denn der faszinierende Wairoa River hielt mich auf. Ich beschloss kurzfristig, lieber ein Stück an ihm entlang zu fahren. Flüsse, die diesen Namen verdienen, sind in Neuseeland selten, denn jedenfalls zur Sommerzeit sind es oft nur Rinnsale. Nicht so der mächtige Wairoa, auf dem früher die riesigen Kauri-Stämme von Dargaville in den Kaipara Harbour transportiert wurden. Viel Wasser war also extrem wichtig. Die Fahrt am Fluss entlang weckte mein Interesse für die Kauri-Bäume aufs Neue.

Das Kauri-Museum in Matahoke

Ich beschloss, der Sache doch ein bisschen intensiver auf den Grund zu gehen. Deshalb fuhr ich nach Matahoke, um mir dort das wirklich sehr tolle Kauri-Museum anzuschauen. Dabei lernte ich eine Menge über die Geschichte der Verarbeitung von Kauri-Holz und vor allem von Kauri-Gum, dem Harz des Baums. Man könnte auch Bernstein sagen – allerdings sind es gigantische Klumpen, die früher in mühsamer Kleinarbeit für die Industrie gewonnen und verarbeitet wurden. Heute macht man nur noch Kunst und Schmuck daraus.

Das Museum ist privat und kostet ein sattes Eintrittsgeld. Vielleicht hätte mich das abgeschreckt, wenn ich nicht durch den Fluss so neugierig geworden wäre. Und es lohnte sich, denn das Museum ist schwer beeindruckend. In einem großen Raum siehst Du den über 22 Meter langen Querschnitt eines Kauri-Baums. Erst in dem Moment, in dem ich das sah, habe ich wirklich erkannt, wie großartig im wahrsten Sinne des Wortes die Kauribäume eigentlich sind. Sie können bis zu 50 Meter hoch werden. Gezeigt wird viel Interessantes rund um die Holzindustrie der frühen Siedler, zum Beispiel ein dampfbetriebenes Sägewerk, in dem Kauribäume zugeschnitten wurden. Diese Holzindustrie hat letztlich leider dazu geführt, dass der Bestand bedroht ist. Bedauerlicherweise ist die Nutzung des Kauriholzes erst seit den frühen 70er Jahren endlich reglementiert. Denn nicht nur die Maori bauten ihre Kanus aus Kauriholz. Die Siedler betrieben Schiffbau im großen Stil und stellten außerdem Möbel und sogar ganze Häuser daraus her. Außerdem exportierten sie das Holz auch ins benachbarte Australien.

Auf dem Museumsgelände ist übrigens auch ein historisches Postamt mit einer Telefonsammlung, ein komplett eingerichtetes altes Schulhaus und eine hübsche alte Kirche zu sehen. Wer diese Ecke von Neuseeland bereist, der sollte den Abstecher zum Kauri Museum unbedingt einplanen. Es bietet tolle Einblicke in die Geschichte des Landes. Bei mir hat es außerdem den Wunsch geweckt, noch einmal in einen Kauriwald zu fahren.

Bei den Kauri-Bäumen

Und das tat ich dann auch ein ganzes Stück weiter im Norden. Bevor ich den Kauriwald betreten durfte, musste ich zuerst durch eine große Schuhputzreinigungsanlage, um alles abzuwaschen, was die Kauris gefährden könnte („pest“ aller Art). Das ist leider nötig, weil ein hartnäckiger Pilz den Baumbestand bedroht. Der Pilz, der die Bäume krank macht, verbreitet sich besonders schnell an Wanderwegen und Straßen. Hier wird er über Reifenprofile und Schuhsohlen eingeschleppt. Bisher ist noch kein wirksames Gegenmittel gefunden.

Doch von Anfang an: Bevor man zum Kauriwald gelangt, fährt man erst eine gefühlt unendliche Strecke durch den riesigen Waipoia Forest – eine traumhafte Straße. Und dann gibt es mehrere Möglichkeiten, zu Fuß zu den Riesenbäumen zu gehen. Eine davon ist der Wald um den größten Kauribaum überhaupt. Diese Variante habe ich gleich ausgeschlossen, denn vor meinem geistigen Auge sah ich einen großen Baum und viele kleine Chinesen. Nicht noch mal. Also habe ich mir einen anderen Zugang ausgesucht. Dort konnte ich den zweitgrößten Baum und die Four Sisters bewundern, vier eng zusammenstehende Kauris. Gute Entscheidung, denn ich war ziemlich alleine und konnte den Spaziergang durch den wunderschönen Wald so richtig genießen. Die Bäume selbst sind wirklich sehr beeindruckend, aber ich finde sie nach wie vor nicht besonders fotogen. Fotogen war eher schon der Weg zu den Riesen. Probiert hab ich’s natürlich trotzdem. Vielleicht reicht es wenigstens für einen kleinen Eindruck…

Die Kauri-Bäume und ihre Geschichte haben mich sehr fasziniert. Ich bin froh, das tolle Museum besucht zu haben, das meine Neugier erst so richtig geweckt hat. Ich bin sehr gespannt auf die Pflanzenwelt der Südinsel, wo es ganz sicher auch sehr viel zu entdecken gibt. Viel Neuland für mich, da ich bisher nur den nördlichen Teil der Südinsel gesehen habe.

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18 Comments

  1. Hallo Renate,
    so stell ich mir Wissensreisen vor.
    Ich könnte grad meine Koffer packen und mitreisen. 🙂
    Ich war 1996 in Australien und durfte für mich sehr erstaunliche Entdeckungen machen.
    Dein Bericht über die Bäume ist sehr interessant. Ich bin gespannt, was die Südinsel für Dich und dann auch für uns bereit hält.
    Ich wünsche dir eine gute Zeit!
    Viele Grüße
    Karin

          1. Ja, die sind sehr berindruckend. Fotografieren lassen sie sich allerdings nicht so gerne. Ein Grund mehr, mal hinzufahren…

    1. Ja, stimmt. In ein Eichenmuseum würde ich bestimmt auch mal gehen. Da gäbe es dann vielleicht Möbel im Gelsenkirchener Barock zu bewundern.
      LG Renate

  2. Da wünsche ich Dir eine tolle Reise mit wieder tollen Erfahrungen. Diese Bäume sind total faszinierend! Ich bin gespannt, was Du diesesmal zu berichten hast, freue mich schon auf Deinen Beitrag.

    Lieben Gruß, Bea.

  3. Ich möchte auch sofort meine Koffer packen und nach Neuseeland mitkommen. Leider war ich noch nie in Neuseeland und dieses Land reizt mich aber immer schon. Ich hoffe ich schaffe es bald einmal selbst dorthin aufzubrechen und das Land kennen zu lernen.

    lg
    Verena

  4. Zuerst mal wünsche ich dir ganz viel Spaß bei deiner dreimonatigen Reise! Wow, das wird bestimmt toll! Zweitens habe ich gerade viel über eine mir bisher unbekannte Baumart gelesen 🙂 Ist ja echt spannend! Das Museum hätte ich mir auch angeschaut!

    Liebe Grüße
    Jana

  5. Wow das nenn ich mal einen gestandene Baumpracht! Ich kenne mich zwar nicht so mit den Baumarten aus aber ich fand es als Kind schon faszinierend zu lauschen wie alt ein Baum sein kann und wie die Baumringe aussehen, wenn man ihn schneidet. Die Natur hat einfach etwas beruhigendes, ich denke deshalb wurdest du auch vom Fluss so angezogen. Es gibt uns Ruhe, Ruhe die wir im Alltäglichen Chaos von Stress und Verpflichtungen doch so bitter nötig haben. Ein schöner Beitrag.

    Viele Grüße Eileen von http://www.eileens-good-vibes.de

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