The Malta Experience…
…ist eine Multimediashow für Touristen, die ich mir in einem unterirdischen Theater in Valetta angeschaut habe. Meine persönliche Malta Experience im Februar 2018 war aber eine ganz andere, eine wirklich großartige.
Als der Vorschlag aus dem International Office der Hochschule kam, für die ich (noch) arbeite, dass ich auf Malta oder auch anderswo eine Woche Englisch lernen könnte, war ich sofort begeistert und meldete mich gleich am nächsten Tag an. Ich liebe das Lernen und ich liebe das Meer. Und Malta? Ich war schon zweimal zuvor dort gewesen, das erste Mal vor 30 Jahren und dann noch einmal vor 15 Jahren. Ich mag die Menschen, die häufig zwei sehr angenehme Eigenschaften in sich vereinen, die sich eigentlich eher ausschließen – sie sind zugleich zurückhaltend und zuvorkommend. Eine tolle Kombination. Und sie sprechen Englisch, so dass ich also an der Theke, im Restaurant oder im Bus üben konnte. Sehr praktisch.
Während meiner Woche auf Malta hatte ich meinen Sprachkurs bei etimalta im Rahmen des Erasmus+-Programms von Montag bis Freitag, täglich drei Lessons zu je 90 Minuten. Im Vorfeld hatte ich einen Online-Einstufungstest absolviert, der sich als wirklich sehr brauchbar erwies, denn gleich am ersten Morgen landete ich in einer Gruppe, die ganz genau zu meinem Sprachniveau passte. Mit mir lernten drei Italiener, eine Polin und zwei Deutsche, bis auf eine Ausnahme alle Lehrer. Eine Lehrerallergie sollte man nicht haben, wenn man sich für etimalta entscheidet, denn das war kein Zufall, sondern in fast allen Gruppen sah es ähnlich aus. Entsprechend drehten sich viele Diskussionen im Kurs um Bildungsthemen. Für mich kein Problem – im Gegenteil. Da konnte ich mitreden, auch wenn ich manchmal etwas abweichende Meinungen vertreten habe. Aber das belebte das Gespräch.:-)
Was meine Malta Experience so großartig gemacht hat: Schon nach zwei Tagen hatte ich das Gefühl, enorme Fortschritte gemacht zu haben. Ich konnte auf einmal plappern wie ein Wasserfall – alle Sprachbarrieren waren wie weggeblasen. Ich fing sogar schon an, auf Englisch zu denken.:-) Verschüttete und längst vergessen geglaubte Sprachkenntnisse tauchten aus ungeahnten, abgelegenen Windungen meines Gehirns wieder auf.
Ich war nach der Schulzeit oft und viel im englischsprachigen Ausland, allerdings fast immer in deutschsprachiger Begleitung. Und ohne Anita. Anita war meine Dozentin, eine supernette englische Lady aus London, die schon seit 1990 in Malta lebt und entsprechend viele interessante Geschichten über Land und Leute zu berichten wusste. Und vor allem ist sie eine tolle Dozentin, die die seltene Gabe hat, einem in kurzer Zeit enorm viel beibringen zu können. Und das spielerisch und mit ganz viel Spaß. Ich mag Bildung, wie schon gesagt, aber ich bin selten mit so viel Vorfreude zum Unterricht gegangen wie zu den Lektionen bei Anita. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Sprachkurse von etimalta kann ich uneingeschränkt empfehlen, denn auch alle anderen Teilnehmer aus anderen Kursen, mit denen ich gesprochen habe, waren ähnlich begeistert wie ich.
Und das Drumherum? Was die Schule selbst betrifft, gibt es absolut nichts auszusetzen. Es ist ein angenehmes Miteinander dort, belebt durch ein interessantes Rahmenprogramm von Get Togethers und Ausflügen, an denen man für wenig Geld teilnehmen kann, aber natürlich nicht muss. Ich bin mit anderen Teilnehmern in der alten Hauptstadt Mdina, in Valetta und auf Gozo gewesen. Die Ausflüge waren interessant. Man muss aber schon ein bisschen historisches Interesse mitbringen, weil einem sonst die ausführlichen Erklärungen von Mario, dem Guide, auf den Wecker gehen. Für mich persönlich war es okay, aber dazu gab es auch andere Meinungen…
Die Lage der Schule ist sehr zentral in Paceville, einem angeblich angesagten Ausgehviertel von St. Julian’s. Für mich war es einer der schäbigsten Ecken von ganz Malta. Aber das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Immerhin war die Lage verkehrstechnisch sehr günstig. Und man musste während der Lessons die Schule auch gar nicht verlassen, denn die hauseigene Cafeteria sorgte für Speis und Trank, wenn auch für meinen Geschmack von eher mittlerer Qualität.
Für die Unterkunft gab es verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Vom Hotel bis zur Gastfamilie war alles dabei. Weil ich ganz gerne meine Ruhe habe, entschied ich mich fürs „Self Catering“ in einem Apartment, in dem ich mit einer netten Französin zusammen wohnte, die ich allerdings nur selten sah. Anderer Sprachkurs und komplett anderer Lebensrhythmus. Die Gemeinschaftsräume waren sehr geräumig und sehr modern, mein Schlafzimmer in Ordnung. Bis auf die etwas gewöhnungsbedürftige Tatsache, dass es kein Fenster, sondern nur einen Bretterverschlag gab. Weil es ziemlich kalt war, saß ich also meist im Dunkeln. Aber halb so wild – der Lichtschalter war nahe und das Apartment für mich sowieso nur ein Platz zum Schlafen.
Und Malta? Tja, sie ist komplett zugebaut, diese arme Insel, und für mein Empfinden wirklich keine Schönheit. Aber das wusste ich im Voraus. Genauso wie die Tatsache, dass Malta auch viele Vorzüge hat. Das Klima gehört allerdings im Winter nicht dazu. Es ist kalt und windig und es regnet reichlich. Auch das war keine Überraschung. Ich war zum dritten Mal im Winter dort. Sehr gut hingegen ist das öffentliche Verkehrsnetz mit sehr preiswerten Busverbindungen so gut wie überall hin. Das war’s dann aber auch schon fast mit preiswert: Die Preise sind ansonsten über den Daumen gepeilt mit unseren vergleichbar.
Vor allem für historisch Interessierte gibt es in Malta viel zu entdecken. Für Details nehme man einen Reiseführer zur Hand. Ich hatte mich vor vielen Jahren schon eingehend umgeschaut und konzentrierte mich, abgesehen von den Ausflügen, während meines Aufenthalts auf andere Dinge. Eines sollte allerdings niemand verpassen, der seinen Fuß nach Malta setzt – die wunderschöne Hauptstadt Valetta, die mich mit viel Atmosphäre auch diesmal wieder begeistert hat. Strände gibt es übrigens kaum auf Malta. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass es im Sommer ganz schön nervtötend sein kann, schwitzend am Mittelmeer zu stehen und nach den wenigen Bademöglichkeiten Ausschau zu halten.
Zu jeder Jahreszeit fein ist Maltas Gastlichkeit. Es gibt sowohl leckere lokale Weine als auch ein sehr trinkbares lokales Bier. Es gibt viele schöne Lokale jeder Größe und Preisklasse. Es macht Spaß, die maltesische Küche mit ihrem italienischen Einfluss kennen zu lernen. Oder sich im Pub nebenan fast wie in England zu fühlen. Überall herrscht eine, für ein erzkatholisches Land manchmal überraschende, sehr lockere Atmosphäre, die nie lästig oder aufdringlich ist. Auch wenn Malta keine Schönheit (mehr) ist, es ist ein guter Ort, an dem man sich sehr wohl fühlen kann.
Meine Malta Experience war toll. Ich habe schnell und viel gelernt. Das zusammen mit sehr netten Leuten und mit ganz viel Spaß. Ich bin Anita sehr, sehr dankbar, die mir die längst vergessene Liebe zur englischen Sprache zurückgegeben hat. Danke an meine liebe Kollegin vom International Office für den kleinen Schubser Richtung Malta. Es hat sich gelohnt.
Oh, Malta steht auch schon lange auf meiner Bucketliste – und irgendwie hab ich es noch nicht hingeschafft. Deine Bilder sehen toll aus und ich kann mir gut vorstellen, dass solch ein Sprachkurs zumal an solch einem tollen Ort, eine Bereicherung ist. Ich würde wohl aber eher nur reisen 😉