Luxemburg

#schengenisalive

Renate Kraft

Renate Kraft

Wo Europas Grenzkontrollen fielen.

An der Mosel findet man viel Romantik und mindestens ebenso viel Wein. Aber es gibt auch noch was Anderes. In Schengen am Dreiländereck an der luxemburgischen Mosel wurde Geschichte geschrieben. 1985 wurde hier das Schengener Abkommen unterzeichnet. Seitdem gibt es innerhalb der Europäischen Union keine Grenzkontrollen mehr. Für mich ein Grund, dem kleinen Örtchen einen Besuch abzustatten und mich dort mal umzusehen.

am Europamuseum in Schengen

Das Schengener Abkommen

Der Ort Schengen hat nicht einmal 700 Einwohner. Und doch kennt heute wohl fast jedes Kind den Namen des Dörfchens an der Mosel. Am 14. Juni 1985 unterzeichneten hier die Vertreter der EU-Staaten das Schengener Abkommen, mit dem die innereuropäischen Grenzkontrollen abgeschafft wurden. Es geschah an Bord eines Moseldampfers, der heute seinen Ankerplatz in Grevenmacher hat. Ein wichtiger Meilenstein in Richtung eines einigen Europa. Gerade in Coronazeiten, in denen die eine oder andere Grenze nicht mehr ganz so offen war und ist, ist mir das sehr deutlich.

im Europamuseum Schengen

Europa in Schengen

Das Musée Européen erinnert an diesen großen Tag. Es ist klein, bietet aber eine ganze Menge Infos über die Geschichte der EU. Der Eintritt ist frei. Ich fand den Besuch dort spannend. Es gibt auch jede Menge Broschüren zum Mitnehmen. Und nach einer Erfrischung im Café des Museums solltest Du Dir unbedingt die Zeit nehmen, Dich in der direkten Umgebung des Museums umzuschauen.

Teile der Berliner Mauer in Schengen

Denn hier gibt es ein ziemliches europäisches Kuriositätenkabinett zu bestaunen. Unter anderem haben sich zwei Stücke der Berliner Mauer hierher ans Ufer der Mosel verirrt. Es gibt EU-Stelen und EU-Denkmäler aller Art auf engstem Raum. Manche mögen das kitschig finden. Ich meine eher, dass es durchaus angebracht ist, ein Ereignis wie das Schengener Abkommen an Ort und Stelle ein bisschen zu feiern.

Teile der Berliner Mauer in Schengen

Wirklich etwas merkwürdig fand ich allerdings die Skulptur „Ein Schloss für Schengen“. Hier können Besucher nach Herkunftsland geordnet ein Schloss anbringen und damit quasi ihre Zustimmung zum europäischen Gedanken bekunden. Hm, wenn man sich die Schlösser anschaut, dann sind es mehrheitlich die ganz normalen „Liebesschlösser“, wie man sie so ziemlich überall findet heutzutage. Fand ich jetzt nicht so prickelnd, ist aber Geschmacksache.

Skulptur "Ein Schloss für Schengen"

Was gibt’s sonst in Schengen?

Trotz Europa hier und Europa da ist Schengen natürlich auch ein Weinort geblieben, der eine der besten Weinlagen an der luxemburgischen Mosel zu bieten hat. Es schadet sicher nicht, nach der Besichtigung ein Gläschen Elbling vom Schengener Markusberg zu genießen. Auf dem Markusberg gibt es übrigens auch einen Markusturm. Das ist heute ein Aussichtsturm.

#schengenisalive

Ein Schloss gibt’s auch in Schengen. Es steht gleich hinter dem Museum. Bis 2014 war hier ein schickes Romantik-Hotel, aber dann verfiel das schöne Schloss so langsam aber sicher. Inzwischen hat sich aber wohl ein Investor gefunden, der im Schloss Büroräume vermieten will. Nicht sehr romantisch, aber immerhin. Mich hat der Schriftzug #schengenisalive vor dem Schloss mehr beeindruckt als das Schloss selbst. Ich bin der Meinung, dass gerade in diesen traurigen Zeiten, in denen Kontrollen an Grenzen leider wieder normal geworden sind, der Schengener Gedanke ungeheuer wichtig ist. Offene Grenzen sind leider nicht selbstverständlich.

Abstecher

Das Programm in Schengen ist beim besten Willen nicht tagfüllend. Deshalb habe ich noch einen Tipp für einen Abstecher ganz in der Nähe. Mondorf-les-Bains ist im 19. Jahrhundert durch seine schwefelhaltigen Thermalquellen zu einem mondänen Badeort geworden. Damals kurten hier viele berühmte Menschen ihrer Zeit.

Aber auch heute noch ist der Ort eine Wellness-Oase, in der Du unter einer Vielzahl von Kuranwendungen wählen kannst. Eine kurze Stippvisite hierher lohnt sich. Der Kurpark ist wunderschön und ziemlich groß. Es gibt neben Skulpturen, einem botanischen Garten und netten Brunnen auch ein Kino in einem alten Wasserhaus und ein kleines Luftfahrtmuseum.

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14 Comments

  1. Liebe Renate,

    tatsächlich kenne ich den Ort Schengen auch nicht. Dabei hat er ja doch einiges zu bieten, wenn auch manches wirklich ein bisschen seltsam anmutet.
    Deinen Tipp mit Mondorf-les-Bains finde ich richtig klasse, da würde ich auch einen kurzen Ausflug hinmachen. Sieht richtig einladend aus und ich liebe solche Parkanlagen. Ist doch dort auf deinen Bildern eine, oder?

    Liebe Grüße
    Mo

  2. Luxemburg habe ich auch noch auf meiner Reise-Wunschliste. Den Ort Schengen hatte ich dabei bisher eigentlich weniger im Auge, aber deine Ausführungen klingen tatsächlich sehr interessant. Ich denke mal drüber nach. Es ist ja so, dass man den Begriff Schengener Abkommen in der Tat sehr oft gebraucht – ohne ihn wirklich mit dem Ort in Verbindung zu bringen.

    1. Genau, das fand ich auch spannend. Die Gegend da an der Mosel ist eh toll. Also auf jeden Fall ein gutes Ausflugsziel…

  3. Liebe Renate,
    Ein wahrlich historischer Ort! Ich bin zum Glück in einem Europa mit Schengen aufgewachsen und kann mir geschlossene Grenzen gar nicht mehr vorstellen. Was für ein Glück wir doch haben, dass wir uns so frei auf dem Kontinent bewegen können! Dass Schengen in Luxemburg liegt, hab ich neulich auf deiner Facebook-Seite gesehen, das war mir nicht bewusst. Das Städtchen sieht ja ganz hübsch aus. Ich muss gestehen, dass ich diese Skulptur mit den Schlössern auch ganz nett finde – zumindest der Gedanke gefällt mir sehr gut.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

    1. Ja, der Gedanke war wahrscheinlich irgendwann mal tatsächlich ganz nett. Was die Leute dann draus machen, steht halt auf einem ganz anderen Blatt.:-)

  4. Dieser Schriftzug mit dem Hashtag kam wirklich überraschend. Erinnerte mich stark an ein klassisches Museum in Wien, welches aktiv aufforderte ohne Blitzlicht viel Content zu machen und diesen zu posten. Diese Mischung aus Klassik, Moderne, Europa und Wein macht den Trip dahin interessant. Ein wirklich schöner Artikel, der sehr einladend auf mich wirkt.

    1. Das freut mich sehr. Ja, es ist schon auch für Schengen wichtig, im Bewusstsein zu bleiben. Und die Nummer mit dem Hashtag kann dabei ja nur helfen…

  5. Hallo,

    ich kenne den Ort leider nicht. Aber bis auf das mit den Lieb esschlösseln ist das gut gemacht. Zeitzeugen das darf nie entfernt werden

    Liebe Grüße
    Julia

  6. Liebe Renate,
    ich war zwar noch nicht in Schengen, aber solche Ausflüge in die Geschichte mag ich sehr. Wir haben hier in Magdeburg übrigens auch ein kleines Mauerstück.
    Unabhängig von der Geschichte, die der Ort trägt, finde ich Mondorf-les-Bains beinahe ansprechender als Schengen.
    Herzliche Grüße
    Anja von STADT LAND WELTentdecker

    1. Ja, ich auch. Aber ich wollte den geschichtsträchtigen Ort einfach sehen. Es war dann auch echt beeindruckend für mich. Ja, die Mauer ist überall. Finde ich gut, denn das dunkle Kapitel anschaulich rüberzubringen kann kein Fehler sein.

  7. War Juri Gagarin auch mal in Mondorf-les-Bains oder wie hat er sich eine Statur in dem Ort verdient? Ich kannte Schengen bisher nur von dem berühmten Abkommen, aber scheinbar kann man in dem Städtchen auch ein paar interessante Sachen sehen! So ein Stück aus meiner Heimat … Berlin ist ja nicht so weit von uns entfernt!

    Liebe Grüße
    Jana

    1. Die Statue gehört zum Luftfahrtmuseum im Park.:-) Ja, fahr doch mal hin und dann an der Mosel entlang. Superschön!

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