Mittelmeer und mehr auf den Kykladen genießen
Naxos ist eine Reise wert, keine Frage! Die Kykladen-Insel ist bei weitem nicht so überlaufen wie etwa das zwei Fährstunden entfernte Santorini. Gerade zur Nebensaison ist es sogar angenehm ruhig. Trotzdem kannst Du bei herrlich sommerlichen Temperaturen hier auch im Oktober noch das Mittelmeer in vollen Zügen genießen. Und zu sehen gibt es auch eine ganze Menge. Meine Lieblingsorte auf der griechischen Insel Naxos möchte ich Dir heute vorstellen.
Apollonas – Perle des Nordens von Naxos
An allererster Stelle kommt da für mich das Dörfchen Apollonas ganz im Norden von Naxos. Hier habe ich zwei Wochen gewohnt und die Beschaulichkeit und Abgeschiedenheit hinter den hohen Bergen der Insel wahrlich genossen. Es gibt eine halbkreisförmige kleine Hafenbucht mit netten Cafés und Restaurants und auch einen schönen kleinen Badestrand. Gegen Mittag trudelt manchmal der eine oder andere Bus mit Touristen ein und bringt Kundschaft. Morgens und abends aber ist es herrlich ruhig. Und wirklich voll wird es nie. Der beste Ort zum Entspannen, den Du Dir nur wünschen kannst.
Allerdings brauchst Du einen Mietwagen. Außerhalb der absoluten Hochsaison fahren die öffentlichen Busse auf Naxos extrem selten. Aber auch mit Mietwagen dauert die Fahrt bis Naxos-Stadt über eine Stunde. Die Küstenstraße ist spektakulär und bietet tolle Ausblicke. Aber sie ist serpentinenreich und mit reichlich Ziegen und Schafen bevölkert. Die haben Vorfahrt. Selten kannst Du über 50 km/h fahren. Eine alternative Route führt mitten durch die Berge. Das ist noch spektakulärer, dauert aber auch noch länger.
Der Kouros von Apollonas
Der Kouros von Apollonas liegt hoch über dem Dorf und ist eine große Marmorstatue. Er liegt auf dem Rücken an einer Stelle, die einen tollen Ausblick auf das Dorf unten bietet. 2500 Jahre ist er alt und angeblich der größte seiner Art in ganz Griechenland. Auf Naxos gibt es sehr guten Marmor, der bis heute viel genutzt und auch exportiert wird. Einer der wichtigsten Marmorsteinbrüche war früher oberhalb von Apollonas. Der Kouros ist über 10 Meter lang, wurde aber nie ganz fertiggestellt und dann einfach liegen gelassenWahrscheinlich soll er Apollon oder Dionysos darstellen. Ich fand ihn ziemlich beeindruckend. Von der Straße aus ist er nicht zu sehen. Du musst auf das Schild achten und dann einfach am Straßenrand halten. Parkplätze gibt’s nicht, aber auch so gut wie keinen Verkehr.
Die Portára – das Wahrzeichen der Insel Naxos
Die Portára ist ein sieben Meter hohes antikes Tempeltor und das unbestrittene Wahrzeichen der Insel Naxos. Es steht seit vorchristlicher Zeit auf einer kleinen Felsinsel vor Naxos-Stadt. Zu erreichen ist es über einen Damm vom Hafen aus. Dort kann man übrigens herrlich baden, auch wenn es offiziell verboten ist.
Hier sollte um 530 vor Christus ein riesiger, dem Gott Apollon geweihter Tempel gebaut werden, der allerdings nie vollendet wurde. Die Baustelle fand später Verwendeung als Steinbruch, aber das riesige Tempeltor blieb erhalten. Du kannst ohne Eintritt drum herum laufen und genießen. Zur Hochsaison soll es manchmal recht voll werden, besonders wenn die Sonne untergeht.
Hafen und Kastro in Naxos-Stadt
Das Kastro ist eine alte venezianische Burg auf einem Hügel in der Chara, der Altstadt. Es ist die größte venezianische Festung außerhalb von Italien. Auch wenn es hier ganz schön heiß werden kann, lohnt sich ein Bummel durch das Labyrinth der engen Gassen. Ganz oben thront eine katholoische Kathedrale, aber auch ansonsten gibt’s viel zu sehen, unter anderem venezianische Paläste und ein archäologisches Museum. Es gibt auch eine Reihe netter Läden. In einem Innenhof findet bis in den Spätherbst hinein das Domus-Festival statt. Fast jeden Abend gibt’s dann Live-Musik in stilvollem Ambiente. Und wenn Du leicht geschafft aus der Altstadt kommst, kannst Du Dich vor einer der zahlreichen Tavernen und Cafés an der sehr schönen Hafenpromenadeerholen und den Fähren und Ausflugsbooten beim An- und Ablegen zuschauen.
Agios Georgios – der Stadtstrand von Naxos
Agios Georgios liegt gleich neben der Chora und ist ein wahres Strandparadies. Überhaupt hat Naxos in punkto Strände besonders im Südwesten wirklich viel zu bieten. Ein feiner Sandstrand ist größer und schöner als der nächste. Für Sonnenanbeter auf jeden Fall wirklich ein attraktives Urlaubsziel. Das ist ja bekanntlich nicht überall in Griechenland so. Mein Lieblingsstrand war tatsächlich Agios Georgios, aber das ist und bleibt Geschmacksache. Wegen der vielen Liegestühle und Sonnenschirme ist dieser Strand im Hochsommer vielleicht weniger zu empfehlen, aber im Herbst ist er echt ein Traum. Wegen der Duschen und Toiletten ist er außerdem sehr bequem. Ja, es gibt viele Hotels, aber die fügen sich gut in die Landschaft ein. Hier kannst Du wunderbar barfuß am Strand entlang laufen oder Dir von einer interessanten Hotelruine an der an die Stadt grenzenden Seite einen Überblick verschaffen. An der Südseite des Strandes liegt eine Lagune, die eigentlich keine ist. Vielmehr ist es eine durch ein Riff vom Meer getrennte Bucht. Herrlich zum Spazierengehen, auch wenn es hier nichts außer einer Surfschule gibt.
Agios Prokopios und Agia Anna
Das sind zwei weitere herrliche Badeorte im Westen von Naxos. Besonders Agia Anna liegt sehr hübsch an einer halbrunden Bucht mit einem herrlichen Strand und einem kleinen Hafen, von dem aus auch Ausflugsboote starten. Bei einem frischen Orangensaft vor einer der kleinen Strandbars kommt Karibikfeeling auf. Auch die Strände von Agios Prokopios sind wunerschön. Ein lebhafter Ferienort mit aller Infrastruktur, die man sich wünscht. Das ist auf Naxos wahrlich nicht überall der Fall. Tankstellen und gut bestückte Supermärkte sind mancherorts eher dünn gesät. Dafür hält sich dann auch der Touristenrummel in Grenzen. Man kann nicht alles haben. In Agios Prokopios gibt es übrigens in Strandnähe kleine Salzseen. Eigentlich keine große Sache – sowas gibt’s hier öfters. Aber diese schimmern mal mehr, mal weniger rosa. Das fand ich schon echt beeindruckend. Der Farbschimmer rührt daher, dass eine Alge hier mit dem Salz Betacarotin produziert.
Unterwegs im Südwesten von Naxos
Strände über Strände auch hier. Allerdings wird die Infrastruktur immer dünner, je weiter man nach Süden fährt. Es gibt auch keine durchgängige Küstenstraße, nur eine unasphaltierte Sandpiste. Aber ein Ausflug in diese Ecke von Naxos lohnt trotzdem auf jeden Fall. Vor allem wegen der für Griechenland untypischen Dünenlandschaft hier. Von weitem könnte man fast meinen, man wäre an der Nordsee gelandet. Wenn man aber näher ran und in die Dünen geht, sieht man den hier wachsenden Zedernwacholderwald. Das ist eine sehr seltene Wacholderart, und eines der größten Vorkommen ist auf Naxos. Entsprechend steht die ganze Gegend unter Naturschutz. Eine weitere sehenswerte Besonderheit findest Du in Aliko, dem Südwest-Kap der Insel. Hier gibt es eine spannende riesige Hotelruine. In den 1970er Jahren sollte ein toll gelegenes Hotel entstehen, allerdings ohne Baugenehmigung. Das flog auf und bescherte uns eine heute von Graffiti-Künstlern reich verzierte Ruine in allerbester Lage auf Naxos. Ich fand es einfach toll.
Antike Überreste auf Naxos
Wenn Du schon hier bist und Dich ein bisschen für Geschichte interessierst, dann hast Du vielleicht Lust, Dir die eine oder andere Ausgrabungsstätte anzuschauen. Dann empfehle ich Dir zuallererst den Dimitra-Tempel im Südwesten. Er liegt im sanft hügeligen Hinterland der Küste, wo bis heute viel Landwirtschaft betrieben wird. Der Dimitra-Tempel ist ein wirklich eindrucksvoller antiker Tempel aus Naxos-Marmor, von dem eine ganze Menge erhalten geblieben ist. Weiter nördlich gibt es noch den Iria-Tempel, von dem aber nur das Fundament aus Marmor noch übrig ist. Beide Tempel kosten je 4 Euro Eintritt. Und es gehört jeweils ein kleines Museum dazu, wo man sich sehr gut und auf Englisch informieren kann.
Ab in die Berge!
Last but not least möchte ich Euch empfehlen, nicht nur die etwas besser zu befahrende Küstenstraße auf Naxos zu benutzen, sondern auch mal mitten in die Berge zu fahren. Oben ist es herrlich kühl, und Du wirst mit umwerfenden Ausblicken belohnt. Es gibt außerdem sehr schöne Bergdörfer (zum Beispiel Koronos). Ich fand in den Bergen besonders die alte Station der Seilbahn spannend, mit der früher der Schmirgel aus den Bergen ans Meer transportiert wurde. Schmirgel war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, bevor Ersatzstoffe künstlich hergestellt werden konnten. Die Station ist eigentlich gesperrt und wohl auch einsturzgefährdet. Also Vorsicht!
Naxos ist einfach herrlich. Ein Ort zum Runterkommen und Genießen. Ich empfehle allerdings, die Hauptsaison auszulassen. Der Rummel ist weit weniger arg als zum Beispiel auf Santorini. Trotzdem wirst Du nur im Frühjahr oder Herbst wirklich die Ruhe finden, die diese Insel in meinen Augen so sehr ausmacht. Oder natürlich im Winter, aber dann regnet es auch viel und ist zu kalt zum Baden. Aber Rummel hin oder her – nach meinem Aufenthalt auf NAxos bin ich nach Santorini weitergereist. Für mich ein ganz besonderer, ein magischer Ort.
Liebe Renate, da machst du uns ja wieder mit deinen tollen Bildern Lust auf das Reisen. Ich wollte eigentlich immer mal nach Santorini, aber das soll ja sehr überlaufen sein. Vielleicht wäre dann Naxos doch die bessere Wahl? Oder ich verbinde einfach beides, wo die Inseln doch relativ nah beieinander liegen…
Ja, beides zu verbinden, ist eine gute Idee. Die Überfahrt mit der Fähre dauert nur etwas über 2 Stunden. Naxos ist wesentlich ruhiger, aber jetzt im Oktober ist es auch auf Santorini nicht mehr so voll. Es ist schon sehr sehr schön dort. Lass Dich nicht abschrecken!
Wusstest du schon, dass ich aktuell versuche, ein bisschen Griechisch zu lernen! Denn irgendwann würde ich dieses geschichtsträchtige Land gern mal mit eigenen Augen sehen! Auch gern die Insel Naxos, auf die du mich jetzt neugierig gemacht hast! Danke für die tollen Bilder … da gerät man ins Träumen!
Liebe Grüße
Jana
Du lernst Griechisch? Finde ich toll. Bei mir reicht es nur für ein paar wenige Worte. Ich lerne Spanisch. Damit bin ich ziemlich ausgelastet.:-)