Mecklenburgische Seenplatte

Agrarhistorie im Agroneum Alt-Schwerin

Renate Kraft

Renate Kraft

Freilichtmuseum zwischen Mecklenburgs Seen.

Alt-Schwerin ist keineswegs die Altstadt von Schwerin, wie man vielleicht denken könnte. Alt-Schwerin ist ein Museumsdorf in der Nähe von Plau am See an der Mecklenburgischen Seenplatte. Das Agroneum ist ein ungewöhnliches Freilichtmuseum.  Hier gibt’s eine Menge zu sehen über die Geschichte der Landwirtschaft, vor allem aber nicht nur in der DDR.

Agroneum Alt-Schwerin

Früher gab es in dem Dorf einen großen landwirtschaftlichen Betrieb. Die Gebäude blieben zum großen Teil erhalten. Deshalb nahm man sie als Grundstock für das seit 1963 bestehende und im Laufe der Zeit stetig erweiterte Museum. Zehn Euro Eintritt kostet der Spaß. Nicht ganz wenig, aber dafür gibt es viel Interessantes zu sehen, auch wenn Du Dich wie ich nicht so wirklich brennst für das Thema Landwirtschaft.

Begehbares Hochsilo

Hochsilo von unten

Gleich in der Nähe des Haupteingangs kommst Du zu einem riesigen begehbaren Getreidespeicher. Von oben kannst Du Dir einen guten Überblick über das Areal verschaffen. Das Hochsilo, wie es hier steht, war ab den 1960er Jahren in der DDR im Einsatz. Ganz schön riesig, aber schließlich waren die landwirtschaftlichen Betriebe auch riesig.

Hochsilo von innen

Woher hat die Holländer-Windmühle ihren Namen?

Nur ein paar Schritte weiter kannst Du eine alte Holländer-Windmühle besichtigen. Sie wurde 1975 aus Jarmen geholt und im Museum so originalgetreu wie nur möglich wieder aufgebaut. Ihre vier Flügel bilden insgesamt für den Wind eine Fläche von immerhin 80 Quadratmetern. Der Name Holländer-Windmühle hat übrigens nichts damit zu tun, dass die Mühle einen holländischen Ursprung hat.

Windmühle von außen

Als Holländer-Windmühlen bezeichnet man alle Windmühlen mit drehbarer Haube. Im Gegensatz dazu gibt es so genannte Bockwindmühlen mit drehbarem Gehäuse. Die Holländer-Windmühle ist massiver und stabiler. Diese Weiterentwicklung wurde nach ihrer Erfindung durch Leonardo Da Vinci erstmals in Leiden im Jahr 1573 gebaut – daher der Name. Im Inneren der Mühle lernst Du eine Menge über die unterschiedlichen Mühlenarten und ihre Vor- und Nachteile. Ich fand’s echt spannend, weil mir das komplett neu war.

Windmühle von innen

Landwirtschaftliche Geräte im Agroneum Alt-Schwerin

Am besten spazierst Du einfach über das Areal und schaust Dir an, was Dich am meisten interessiert. Es gibt eine riesige Menge landwirtschaftlicher Geräte aus allen möglichen Jahrzehnten zu bestaunen. Dabei sind das nicht nur große Maschinen, sondern auch echt originelle kleinere Hilfsmittel Marke Eigenbau. Es gibt alles von der Sense bis zum landwirtschaftlich genutzten Flugzeug. Du findest eine Schmalspureisenbahn, mit der früher Getreide abtransportierst wurde, oder eine komplette Sägemühle. In manchen Gebäuden gibt’s interessante Videos. Überall kannst Du Dich auf Infotafeln schlau machen.

Repräsentatives Tor

Gutshof-Tor

Aber es geht nicht nur um Technik. Aus Vollrathsruhe kam ein prunkvolles Eingangstor hierher ins Museum. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass solche Portale auf Gutshöfen repräsentativen Zwecken dienten. Die neobarocke Schmiedearbeit stammt aus der Frankfurter Werkstatt Ambrüster, wo sie 1898 für das Gut in Vollrathsruhe gefertigt wurde. Schon ein paar Jahre zuvor hatte das Modell des Portals auf der Weltausstellung in Chicago Preise eingeheimst. Ein erstaunlicher Aufwand also für den Eingang zu einem Bauernhof…

Spannendes Ausstellungskonzept im Agroneum Alt-Schwerin

Schnitterkaserne
Schnitterkaserne

Das für mich persönlich Interessanteste am Agroneum Alt-Schwerin ist nicht direkt auf dem Areal des Freilichtmuseums zu finden. Die große Schnitterkaserne steht im Dorf. In die Ausstellung dort oder in die Katen, in denen die ärmliche Landbevölkerung früher wohnte, kommst Du aber mit demselben Ticket. Die Schmitterkaserne hat keinen militärischen Hintergrund. Sie war Unterkunft für billige Saisonarbeiter.

Ausstellung in derSchnitterkaserne

Die landwirtschafte Ausstellung ist deshalb sehenswert, weil sie ganz bewusst auf dem Stand von 1988 belassen wurde. So kannst Du gut nachvollziehen, wie solche Themen vom DDR-Regime präsentiert wurden. Ich fand die Idee echt spannend. Eine Ausstellung, die durchaus zum Nachdenken anregt, auch wenn das Thema Landwirtschaft nicht so wirklich Dein Herzensthema ist.

Ein Besuch im Agroneum Alt-Schwerin ist eine interessante Abwechslung bei einem Aufenthalt an der Mecklenburgischen Seenplatte. Und ganz in der Nähe gibt’s noch so viel Schönes zu sehen. Wie wäre es zum Beispiel mit dem gemütlichen Güstrow oder der Inselstadt Malchow?

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2 Comments

  1. Als Mädchen vom Lande und Enkelin eines waschechten Bauern in der DDR kommt mir vieles was du hier zeigst und schreibst bekannt vor! Mein Opa hatte zwar kein so prunkvolles Tor, aber dafür viele große Maschinen und auch Kartoffelfelder, auf denen ich als Teenie mitgearbeitet hatte, um mir ein bisschen Taschengeld extra zu verdienen! Tolles Museum, das würde ich mir auch anschauen!

    Liebe Grüße
    Jana

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