Vom Arbeiter- zum Szeneviertel.
Als gebürtige Düsseldorferin habe ich angeborene Vorurteile gegenüber der Stadt Köln. Und doch gebe ich gerne zu, dass Köln ganz wunderbare Ecken hat. Ehrenfeld gehört ganz sicher dazu. Das Veedel im Westen der Stadt mit seinem internationalen Flair, mit den kleinen Läden und Kneipen, mit der Straßenkunst und vielen sehr interessanten Orten, gehört auf jeden Fall dazu. Deshalb möchte ich gerne von meinem Streifzug durch mein Lieblings-„Veedel“ (Kölsches Wort für Stadtviertel) erzählen.
Köln Ehrenfeld – international und lebendig
Eine Schönheit im klassischen Sinne ist Ehrenfeld wohl nicht. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Arbeiterviertel gründlich zerstört. Hübsche alte Gebäude muss man hier deshalb mit der Lupe suchen. Dafür gibt es aber jede Menge sehenswerte Graffiti. In den 1950er Jahren wurde Ehrenfeld international. Damals fanden hier zunächst vor allem italienische Gastarbeiter ihr neues Zu Hause. Längst gibt es aber keine vorherrschende Nationalität mehr. Ehrenfeld ist einfach international und lebendig. Typisch sind hier die so genannten Dreifensterhäuser, weil für Häuser bis zu einer Breite von etwas über sechs Meter keine Steuern gezahlt zu werden brauchten.
Das Neptunbad und die Zentralmoschee in Köln Ehrenfeld
Trotz der Zerstörungen gibt es außer viel Flair auch einige Sehenswürdigkeiten in Ehrenfeld. Als erstes fällt mir das Neptunbad ein. In dem tollen Gebäude war von 1912 bis 1994 ein ganz normales öffentliches Hallenbad. Seit 2002 ist es Fitnesscenter und Wellnessoase. Zum Glück blieb die Jugendstilarchitektur beim Umbau auch von innen weitgehend erhalten. Zum Neptunbad gehört auch die Gastronomie mit dem passenden Namen Badenbaden. Das Lokal mit den zwei schönen Terrassen und einem einladenden Innenraum ist ziemlich beliebt. Mir hat’s gefallen und geschmeckt.
Sehenswert ist auf jeden Fall auch die Zentralmoschee, die ein Teil der größten Moscheeanlage auf deutschem Boden ist. Das moderne Bauwerk ist vor allem wegen seines riesigen Kuppelsaals von innen sehr beeindruckend. Ich finde, die Zentralmoschee macht aber auch von außen was her. Schon alleine, weil sie wirklich aussieht wie eine Moschee. Sie hat nämlich zwei 55 Meter hohe Minarette.
Ein Leuchtturm mitten in Köln
Die vielleicht bekannteste Sehenswürdigkeit in Ehrenfeld ist der 44 Meter hohe Helios-Leuchtturm. Ein Leuchtturm mitten in Köln? Echt kurios, aber leicht erklärt. Früher gab es nämlich in Ehrenfeld die Helios AG, die Leuchtfeuer für Leuchttürme hergestellt hat. Diese Leuchtfeuer wurden im Ehrenfelder Leuchtturm getestet. Anders als oft an der Küste kann man den Ehrenfelder Leuchtturm leider nicht besteigen. Die Aussicht wäre wohl auch nicht so toll. Kein Meer weit und breit. Bestenfalls bis zum Rhein würde der Blick reichen.
Was ist sonst noch sehenswert?
Es gibt noch einiges mehr zu sehen in diesem Viertel, zum Beispiel Odonien, ein skurriler Biergarten voller Metallskulpturen. Oder ein ehemaliger 4711-Produktionsstandort. Oder die Kolbhalle mit ihren Ateliers und Galerien. Aber Ehrenfeld ist trotz allem nicht wirklich ein Pflaster für Sightseeing. Hier sollte man sich einfach mal treiben lassen rund um die lebhafte Venloer Straße, die sich durchs Veedel zieht.
Dabei findet man so viel Originelles und Sehenswertes, wie es eigentlich kein Reiseführer jemals auflisten könnte. Man findet sich plötzlich in Läden wie dem La Galana wieder. Hier gibt’s in herrlicher Atmosphäre kubanische Zigarren oder kubanischen Rum zu kaufen. Bei La Galana kann man sogar Workshops zur Zigarrenherstellung buchen. Oder ein kubanisches Bier oder kubanischen Kaffee testen.
Köln Ehrenfeld empfängt die Welt
Und wer nun, um sich all das in Ruhe anzuschauen, eine Übernachtungsmöglichkeit sucht, dem kann geholfen werden. Das Weltempfänger ist ein Hostel mit dazu gehörigem Café und einem eigenen Likör, den man nur hier bekommt. Und ein Boot mit Namen Wellenfänger gehört auch dazu. Damit können die Gäste Rheinfahrten machen. Ab und zu gibt’s hier auch Konzerte oder Lesungen. Eine sehr individuelle Unterkunft. Zu den Zimmern kann ich zwar nichts sagen, aber das Café ist auf alle Fälle sehr schön.
Ein anderer Lieblingsplatz von mir in Köln ist übrigens der Schlosspark Stammheim. Nach einem Rundgang durch das lebhafte Ehrenfeld vielleicht nicht das schlechteste Kontrastprogramm…