Der Hafen Offenbach ist ein spannendes Viertel mit modernen Wohngebäuden am Wasser und mit viel (sub-)kulturellem Flair. Am Hafenplatz geht es lebendig zu. Das ist der richtige Ausgangspunkt für einen Rundgang. Ich habe mich ziemlich lange am Hafen rumgetrieben, aber auch noch einige andere interessante Orte in dieser etwas unterschätzten Stadt entdeckt.
Auf einem Campingplatz im Offenbacher Viertel Bürgel habe ich über eine Woche gewohnt und bin von dort aus zu einer Fortbildung in Frankfurt gependelt. Natürlich wollte ich mehr von Offenbach sehen als nur den wunderschön am Main gelegenen Campingplatz. Also stieg ich aufs Fahrrad und fuhr auf dem sehr guten Radweg am Ufer entlang Richtung Hafen Offenbach.
Geschichte des Hafen Offenbach
Der Hafen entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachdem der Main kanalisiert worden war und dank der aufkommenden Dampfschifffahrt Geld zu verdienen war. Anfang des 20. Jahrhunderts war er ein Umschlagplatz für Kohle, Holz und Metall. Schon früh gab es daneben auch viel Wassersport. Ruderer und Schwimmer trainierten im Hafen. Immer schon spielte die Freizeitgestaltung der Bürger im Hafen eine wichtige Rolle.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hafen komplett zerstört und danach als Ölhafen wieder aufgebaut. Der Frankfurter Flughafen bezog über den Hafen Offenbach sein Kerosin. Aber dann kam die Ölkrise. Der Hafen war nicht mehr lukrativ und dümpelte viele Jahre vor sich hin. Seit einem Jahrzehnt aber entsteht hier ein quirliges neues Viertel. Arbeit, Wohnen und Freizeit sind hier gleichermaßen zu Hause.
Der Hafen Offenbach heute
Inzwischen ist der Industriehafen Geschichte. Stattdessen findet sich ein lebendiges Stadtquartier. Das innovative Viertel ist mehr als nur einen kleinen Ausflug wert. Ich werde sicher wiederkommen, wenn ich in der Gegend bin. Der zentrale Platz ist der Hafenplatz mit Kneipen, Restaurants und Geschäften. Von hier aus siehst Du schon den blauen Kran am Ufer stehen. Er dient als Aussichtsplattform und bietet einen guten ersten Überblick über die sich im Wasser spiegelnden neuen Wohnhäuser und das ganze Areal.
Über tausend recht wohlhabende Offenbacher leben im Hafenviertel. Denn natürlich ist das Wohnen hier am Wasser nicht ganz billig. Aber im Hafen gibt es auch viele Freizeitmöglichkeiten. Kunst und Subkultur sind ebenfalls zu finden und anscheinend sogar höchstwillkommen. Schließlich sorgen sie für das nötige Flair im Viertel. So soll zum Beispiel die Hochschule für Gestaltung demnächst hier in einen Neubau ziehen. Ich habe sie an ihrem jetzigen Standort besucht. Doch dazu etwas später.
Schon jetzt haben sich Künstler angesiedelt, die hier preiswertere Ausstellungsflächen finden als im benachbarten Frankfurt. Es gibt ein City Gardening Projekt für gestresste Großstädter, viel Graffiti und gute Radwege. Geplant ist an der Spitze der Hafeninsel außerdem eine Dünenlandschaft mit Sandstrand. Darauf darf man echt gespannt sein. Ich fand den Hafen Offenbach ein ausgesprochen spannendes Viertel. Mir hat’s wirklich gut gefallen. Und ich bin neugierig darauf, wie sich das Areal weiterentwickelt.
Die Hochschule für Gestaltung im Schloss Isenburg Offenbach
Das Hafenviertel machte mich neugierig auf mehr Offenbach. Also radelte ich am Main ein Stück zurück Richtung Innenstadt. Dort begrüßt den Besucher schon vom Fluss her die rote Fassade des Isenburger Schlosses. Das Renaissance-Gebäude ist auf einer mittelalterlichen Wasserburg erbaut. Fürsten hausen hier schon lange nicht mehr. Seit 1820 waren hier zum Beispiel eine Buchdruckerei, eine Buntpapierfabrik, eine Schriftgießerei, ein Fotoatelier oder ein Puppenmacher zu finden.
Heute ist das Schloss die Heimat der Hochschule für Gestaltung. Die soll ja wie gesagt demnächst ins Hafenviertel ziehen. Aber ganz ehrlich – so schick der Hafen Offenbach auch ist – wäre ich Student, dann fände ich auch den gegenwärtigen Standort megacool. Etwa 750 Studierende lernen hier visuelle Kommunikation oder Produktgestaltung. Schon seit 180 Jahren gibt es diese Offenbacher Hochschule rund um Kunst, Kreativität und Medien. Ich bekam sofort Lust drauf, aber dann setzte ich meinen Rundgang doch lieber noch ein bisschen fort.
Rund um das Büsing-Palais in Offenbach
Ich spazierte ein Weilchen durch die Innenstadt. Die kommt ziemlich viereckig und unattraktiv daher. Schnell weg, dachte ich. Aber dann fand ich doch noch ein interessantes Eckchen. Ein Schnupftabakfabrikant erbaute 1775 nämlich das sehenswerte Büsing-Palais. Von 1920 bis zum Krieg war hier das Offenbacher Rathaus zu finden. Nach einem Bombenangriff wurde das Stadtpalais wieder aufgebaut. Heute ist hier unter anderem die Stadtbücherei untergebracht. In einem anderen Seitenflügel lohnt sich vielleicht der Besuch des Klingspor-Museums. Hier dreht sich alles um internationale Buch- und Schriftkunst.
Auch wenn die Innenstadt tatsächlich recht unattraktiv ist: In Offenbach gibt es eine ganze Menge zu entdecken. Ich hatte die Stadt unterschätzt. Und ich bin froh, dass ich sie mir trotzdem angeschaut habe. Es war ein Tag voller Entdeckungen – ein spannender Tag rund um den Hafen Offenbach. Ich hab’s sehr genossen.