Bonn

Kottenforst Bonn

Renate Kraft

Renate Kraft

Uralte Wälder in klirrender Kälte

Eine Wanderung durch den Kottenforst Bonn macht zu jeder Jahreszeit Spaß. Im Lockdown und bei klirrender Kälte war es ein großes Vergnügen. Auch wenn wir hier auf einer der wenigen schneefreien Inseln waren. Jede Menge Winter gab es trotzdem zu sehen.

winterlicher Wald

Startpunkt Bahnhof Kottenforst

Bahnhof Kottenforst
Bahnhof Kottenforst

Start- und Endpunkt meiner rund zehn Kilometer langen Wanderung war der Bahnhof Kottenforst. Der ist alleine schon ausgesprochen sehenswert. Das eindrucksvolle Fachwerkgebäude liegt an der S-Bahn Linie 23, die von Bonn nach Euskirchen führt. Deshalb ist es entsprechend gut mit den Öffis erreichbar. Schon seit 1880 steht es hier am Rande des Kottenforstes in Meckenheim. Ursprünglich war es mal der Ort, von dem aus der gute alte Kaiser Wilhelm II. vorzugsweise auf die Jagd ging. Aber das ist lange her.

Kottenforst Bonn

Heute findest Du hier ein hübsches Ausflugslokal mit Biergarten. Kein Ziel für Gourmets, aber eine deftige Goulaschsuppe oder andere sehr herzhafte Schmankerl oder frisch gebackener Kuchen laden zum Verweilen ein. Normalerweise. Nicht im Lockdown natürlich. Aber hier oder gleich um die Ecke am Parkplatz Flerzheimer Allee kannst Du Dein Auto abstellen, wenn Du nicht mit der Bahn gefahren bist. Und einen Blick auf den schönen alten Bahnhof solltest Du auf jeden Fall werfen, auch wenn das Lokal leider geschlossen ist.

Uralte Bäume, Maare, Bäche

schnurgerade Wege
Durch den Kottenforst geht es meist auf schnurgeraden Wegen.

Und dann geht’s hinein in den etwa 40 Quadratkilometer großen Kottenforst Bonn, der im Südwesten der Bundesstadt liegt. Hier gibt es sehr gute Wege, die auch mühelos für Radfahren geeignet sind. Oft gehen sie kilometerlang schnurgeradeaus. Aber langweilig sind sie deshalb nicht: Du findest hier uralte Baumbestände mit mächtigen Buchen, Eichen oder Linden. Und jede Menge Waldvögel wie etwa Spechte, deren Gehämmer Du im winterlich ruhigen Kottenforst immer mal wieder sehr deutlich hören kannst.

Kottenforst Bonn

Typisch für den Kottenforst Bonn sind die so genannten Maare. Das sind kleine Tümpel, die im Sommer meist ausgetrocknet sind. Jetzt im Winter aber sind sie entweder mit Wasser gefüllt oder, wie bei meinem Besuch, zugefroren. Ich konnte mich für die kleinen und großen weißen Tupfen im winterlich kahlen Wald ziemlich begeistern. Sowas sieht man ja nicht alle Tage. Besonders nicht im normalerweise doch eher milden Rheinland. Neben den Maaren gibt’s hier übrigens auch eine Menge kleine Bäche.

Maare im Kottenforst

Die „alten Herren“ im Kottenforst Bonn

Der schon über 1000 Jahre alte Kottenforst gehörte viele Jahrhunderte der Abtei in Siegburg. Die Mönche waren also die Herren über das dringend benötigte und reichlich vorhandene Brenn- und Bauholz. Doch es kam häufig vor, dass sich die Anwohner trotzdem einfach nahmen, was sie brauchten. Schließlich verkaufte die Abtei im 17. Jahrhundert den Kottenforst an den Erzbischof von Köln. Aber auch der schaffte es nicht wirklich, die Nutzung des Waldes zu kontrollieren.

Licht und Schatten

Nicht erst Kaiser Wilhelm II. schätzte den Kottenforst als Jagdrevier. Im 18. Jahrhundert liebte auch schon Kurfürst Clemens August es, hier zu jagen. Deshalb ließ er sich auch im nahen Bonner Stadtteil Röttgen ein Jagdschloss bauen, von dem aus er dann durch den Kottenforst zog. Leider stand das Schloss nicht allzu lange. Nach der französischen Revolution wurde es Stück für Stück abgetragen. Die Teile wurden für andere Bauten verwendet. Aber wer sich für ein Jagdschloss des Kurfürsten interessiert, der kann es im nahen Brühl besichtigen.

Winter im Kottenforst

Gedenkstätten zum Ausruhen

Eine interessante Besonderheit im Kottenforst sind auch die Gedenkstätten in Form von Kreuzen, die Du an vielen Weggabelungen findest. Sie sind alle ganz individuell gestaltet und haben eigene Namen wie Wolfskreuz, Dickbaumkreuz oder Jägerkreuz. Hier findest Du dann meist auch eine Bank zum Ausruhen. Schöne Orte, um die Atmosphäre des Kottenforstes in aller Ruhe aufzusaugen.

Gedenkstätte im Kottenforst

Sehenswert auf meiner Route fand ich auch das kleine und hübsch renovierte Jägerhäuschen, das an einem kleinen Weiher steht. Es stammt von etwa 1730 und gehörte dem Kurfürst (wem sonst?). Hier wurden bei Jagdausflügen zum Beispiel die Pferde gewechselt.

Jägerhäuschen
Jägerhäuschen

Ein Spaziergang durch den Kottenforst Bonn ist nicht nur zu Coronazeiten und auf jeden Fall rund ums Jahr ein Ausflugstipp. Der Wald ist gut zu erreichen und die Spaziergänge dank guter Wege und wenig Steigung echt erholsam. Wer es lieber ein bisschen hügeliger mag, dem empfehle ich eine Tour ins Siebengebirge, zum Beispiel auf den Petersberg.

Eis im Kottenforst
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24 Comments

  1. Auch wenn wir mit dem Schuirwald ein sehr großes Waldgebiet haben, so sind wirklich alte Bäume doch eher selten geworden. Richtig dicke Eichen sieht man nur sehr selten hier. Ich mag so große Wälder aber sehr gerne. Dass man die kleinen Teiche Maare nennt wusste ich nicht, den Begriff höre ich heute zum ersten Mal! Aber schön sieht es aus dort im Wald. Ich würde dort sicher sehr viele Motive finden zum fotografieren.

    1. Ich glaube, der Begriff Maare gilt speziell für unsere Region hier. Sicher bin ich aber nicht. Sicher bin ich aber, dass Du viele Motive finden würdest. Genau wie ich.:-)

  2. Blauer Himmel und eisige Kälte – so liebe ich den Winter. Wir waren in der kalten Phase jetzt letztens auch viel draußen. In der Bonner Gegend war ich schon lange nicht mehr – zuletzt mal mit dem Rad von Köln aus. DAs geht prima am Rhein entlang (von der Umrundung des Shell Geländes in Godorf mal abgesehen).

    1. Ja, am Rhein bin ich auch ganz oft unterwegs. Ich bin hier 10 Meter von der Promenade entfernt und gehe fast täglich dort spazieren. So schön!

  3. Liebe Renate,

    ich liebe uralte Wälder sehr. Leider sind es echte Raritäten geworden. Im Kottenforst war ich noch nie, habe aber schon eine Menge davon gelesen. Erst kürzlich sogar einen Beitrag im Fernsehen dazu gesehen. Auf jeden Fall lädt dieser Wald wirklich zu einem schönen Spaziergang ein und ich danke dir für diese tolle Empfehlung.

    Liebe Grüße
    Mo

    1. Ja, alte Wälder sind tatsächlich ziemlich rar. Wenn Du sie magst, dann wäre ein Spaziergang im Kottenforst auf jeden Fall das Richtige für Dich. Ich wünsch Dir viel Freude!

  4. Hallo Renate,
    das ist aber mal eine schöne Wandertour 🙂 Die auch für uns super geeignet ist, da wir 3 (noch kleinere) Kinder haben. Und Touren über 10 km dann doch noch zu lange sind. In Bonn und Umgebung sind wir öfter; die Tour wurde also mal gespeichert 😉
    Liebe Grüße, Lisa

  5. Ich LIEBE Wald, schreibe sogar gerade an einem Roman, in dem Wald samt Bewohnern eine große Rolle spielt… Danke für den schönen Einblick mit Geschichtkunde. Ich kenne diesen Forst nur vom Hörensagen. War mal wieder klar, dass so etwas Schönes der Kirche gehörte … 🙂 1000 Jahre ist ein gutes Stück für einen angepflanzten Wald. Ich habe hier nebenan die Westlichen Wälder (Augsburger Raum), die sind von den Fuggern gewesen. Und wenn wir bei unseren Verwandten in NRW sind, laufen wir durch das Ittertal (Kindheitswald).

    1. Cooles Thema für einen Roman! Weiterhin viel Freude und Erfolg beim Schreiben. Das Ittertal kenne ich noch gar nicht. Danke für den Tipp. Das schaue ich mir mal an…

  6. Hi Renate,
    das ist ja mal ein schöner Waldspaziergang mit Geschichte.
    In den letzten Wochen und Monaten habe ich viele Parks und Wälder rund um München kennengelernt. Denn was will man sonst in der Augenblicklichen Lage machen als große Runden mit dem Hund spazieren zu gehen?
    Ich habe mich aber bisher noch nie mit der Geschichte hinter den ganzen Parks und Wäldern auseinandergesetzt, finde es aber eine gute Idee von dir.
    LG
    Stephan von Blindfuchs.de

    1. Da sagst Du was. Ich war auch noch nie so viel in Parks und Wäldern unterwegs wieim Moment. Ich freue mich tierisch, dass es jetzt almählich Frühling wird. Da macht es noch mehr Spaß…

  7. Immer wieder interessant Ausflugsziele in Deutschland kennenzulernen. Für einen Tagesausflug wäre es mir aus Österreich aber zu weit 😉

    Kann mir aber gut vorstellen, dass man sich dort so richtig schön erholen kann und die Energiereserven auffüllen kann.

    Danke für deinen Beitrag!

    Alles Liebe,
    Julia

    1. Ja, das ist zu weit.:-) Aber vielleicht fährst Du ja mal durch unsere Region, wenn es wieder geht. Dann kannst Du hier ein schönes Päuschen machen…

      1. I am a regular visitor to the kottenforest , i would recommend the wolf’s cross it’s a 17th century structure very close to the refurbished chapel you have clicked the pic .

        If you keep an eye out you can also spot some sleeping owls in the woods and if your lucky also some beautiful art work of mother mary high up on the tree trunks 😃

  8. Hallo,

    der Wald im Winter sieht richtig verzaubert aus. Mit dem kleinen Tümpeln mit dem Schnee darauf. Es muss eine schöne Stimmung dort sein und eine reine Luft. Da kann man wunderbar entspannen und abschalten. Ist bestimmt nicht überlaufen von Menschen- Ich liebe solche Wälder. Kann dort immer länger gehen und abschalten.

    Liebe Grüße
    Julia

    1. Ja, da ist man momentan fast ganz alleine. Ich liebe die Atmosphäre im Wald. Den Kopf frei zu kriegen, geht nur am Meer besser. Aber das ist ein Stückchen zu weit von hier…

  9. Liebe Renate,
    ich habe es, glaube ich, schon unter einige deiner Beiträge geschrieben: Wir lieben „den“ Wald. Und ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel schöne Natur aus dem Ruhrgebiet du uns hier präsentierst. Im Winter mit Schnee und Eis sind sie wie verwandelt – der Kottenforst sieht traumhaft aus im Glitzerweiß.
    Ach, und das toktok der Spechte mag ich auch sehr gern und freue mich immer, wenn ich mal einen entdecke und beobachten kann. Scheint ja im Kottenforst gut möglich zu sein.
    Herzlichen Gruß
    Anja von STADT LAND WELTentdecker

    1. Der Kottenforst ist bei Bonn, aber das ist ja nicht so weit vom Ruhtgebiet.:-) Fahr mal hin, wenn Du in der Gegend bist. Für Waldfans auf jeden Fall einen Ausflug wert!

  10. Liebe Renate,

    jetzt eine Woche später könntest Du die gleiche Strecke wandern und einen schönen Artikel über den Frühling im Kottenforst schreiben. Wahnsinn, dass es jetzt wieder so warm geworden ist.

    Viele Grüße
    Marie

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