Experimente

Abenteuer Infrarot

Renate Kraft

Renate Kraft

Meine ersten Versuche auf Bornholm

Auf der dänischen Ostseeinsel Bornhom hatte ich die Gelegenheit, mir für ein paar Stunden eine Infrarotkamera auszuleihen. Als experimentierfreudige Fotografin habe ich mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Was soll ich sagen? Ich war echt begeistert von der Infrarot-Fotografie. Was für ein Riesenspaß. Infrarot schafft ganz neue Bildwelten. Eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Die Ergebnisse meiner ersten Infrarot-Fotosafari möchte ich Dir gerne zeigen.

Was ist Infrarot?

Infrarot-Fotografie in Schwarz-Weiß, Statue auf Hamershus


Mit einer Infrarotkamera fotografierst Du mit Licht, das für das menschliche Auge normalerweise nicht sichtbar ist. Wir sehen Licht auf einer Wellenlänge von ungefähr 400 bis 700 Nanometer. Das infrarote Licht fängt da an, wo die Sehfähigkeit des menschlichen Auges aufhört und geht von etwa 700 bis zu 10.000 Nanometer. Die Sensoren unserer Kamera können dieses Licht aber durchaus sehen. Nur werden sie durch einen vor den Sensor gebauten sogenannten Hot Mirror Filter daran gehindert. Schließlich wollen wir ja normalerweise Fotos haben, die zumindest ansatzweise dem menschlichen Sehen gleichen.
Aber für fotografische Experimente kann es sich lohnen, dieses Bestreben einfach mal über Bord zu werfen und sich auf ganz neue visuelle Möglichkeiten einzulassen. Was Du auf jeden Fall brauchst, damit die Effekte der Infrarot-Fotografie gut zur Geltung kommen, ist ein sonniger Tag. Ideal sind ein paar Schäfchenwolken oder Schleierwolken. Und schon kann es losgehen.

Die Festung Hammershus auf Bornholm

viel Himmel in der Infrarot-Fotografie macht sich bei schönem Wetter gut.


Als Location für meine Versuche diente die Burgruine Hammershus auf der dänischen Insel Bornholm. Das ist eine tolle verfallene Festung, die auf einem Felsen hoch über der Ostsee liegt. Hammershus ist die größte mittelalterliche Burgruine in Nordeuropa und wirklich eine sehr beeindruckende Kulisse. Auch ganz ohne Infrarotkamera. Davon werde ich bei Gelegenheit hier noch berichten.

Was ist anders in Infrarot?

Wasser wird in der Infrarot-Fotografie fast schwarz.


Was ist eigentlich anders beim Fotografieren mit Infrarot? Ich will hier keine technische Abhandlung schreiben. Das ist auch wirklich nicht nötig. Beim Ausprobieren merkst Du schnell, welche Motive Du suchen musst, um coole Effekte zu erzielen. Wie gsagt, am wichtigsten ist Sonnenschein. Denn mit der Infrarotkamera wird blauer Himmel tiefblau und deutlich dunkler dargestellt. Mit Wolken ist es besonders eindrucksvoll, weil es schnell sehr dramatisch aussieht. Das Grün von Wiesen, Bäumen und Büschen stellt die Infrarotkamera in einem hellen Gelb dar.

Schwarz-Weiß in der Infrarot-Fotografie

Landschaft in Infrarot und in Schwarz-Weiß


Mir gefallen die Infrarotbilder am besten, wenn ich sie hinterher in Schwarzweiß umwandle. Natürlich kannst Du die Kamera auch gleich auf Schwarz-Weiß einstellen. Da ich aber im Raw-Format fotografiere, wandle ich erst im Nachhinein die Bilder um. So habe ich deutlich mehr Spielraum bei der Bearbeitung. Häufig sehen die Bilder aus wie Winterlandschaften, weil das Gelb natürlich in Schwarz-Weiß aussieht wie Schnee. Besonders begeistert hat mich der sehr dunkle Himmel mit den Wolken. Tolle Kontraste, die Du in der Bearbeitung noch verstärken kannst.

Die Bilder sehen in Schwarz-Weiß oft aus wie Winterlandschaften.

Infrarot-Fotografie in Farbe

Infrarot-Foto in Farbe. Die Wiese wirkt wie vertrocknetes Gras.


Manche Fotos gefallen mir tatsächlich auch in Farbe. Allerdings kommt es da sehr aufs Motiv an. Häufig wirken die Bilder in Farbe schon sehr unrealistisch und/oder kitschig. Aber eine grüne Wiese, die gelblich aussieht, kann vor strahlend dunkelblauem Himmel durchaus toll wirken. Manchmal sieht es einfach aus, als ob es zu wenig geregnet hätte. Und das ist ja heutzutage ziemlich realistisch. Schatten zeichnen sich auf hellgelbem Hintergrund übrigens deutlich besser ab als auf Grün.

Schattenspiel in der Infrarot-Fotografie

Warum ein einfacher Infrarotfilter es nicht bringt


Mich haben die Versuche auf Bornholm so begeistert, dass ich mit dem Gedanken spiele, mir selbst eine Infrarotkamera zuzulegen. Um mit Infrarotlicht fotografieren zu können, hast Du grundsätzlich mehrere Möglichkeiten. Ich will hier nicht ins Detail gehen und Dich mit Technik langweilen. Aber ein paar kurze Fakten dürfen schon sein: Am einfachsten ist es, wenn Du einen Infrarotfilter vor Deine Linse schraubst. Das hat aber einen gewaltigen Haken. Der Filter frisst so viel Licht, dass Fotografieren nur noch mit Stativ möglich ist. Da ich Stative nur im Notfall verwende, kommt diese Variante für mich gar nicht in Frage. Sie hat auch den großen Nachteil, dass die tollen Wolken, die ja gerade die besten Effekte erzielen, nur noch verwaschen dargestellt werden können. Wolken ziehen ja bekanntlich. Bei Langzeitbelichtung kannst Du sie also nicht scharf abbilden.

Meine Umbau-Pläne für Infrarot-Fotografie

Schneelandschaft in Infrarot


Ich habe zu Hause noch eine alte Nikon D 80. Die brauche ich schon lange nicht mehr. Also werde ich sie mir wohl als Infrarotkamera umbauen lassen. Auch dafür gibt es nun wieder mehrere Möglichkeiten. Bei einigen musst Du nach dem Fotografieren erst mit Photoshop die Rot- und Blaukanäle tauschen. Das ist auch nicht meins. Schließlich will ich schon beim Fotografieren sehen können, was ich da tue. Das Beste scheint mir deshalb momentan der Einbau eines Infrablue-Filters vor den Sensor zu sein. Der Umbau wird mich etwa 300 Euro kosten. Nicht ganz wenig, aber ich glaube, es wird sich lohnen. Und ich kann mein altes Kameraschätzchen dann wieder nutzen. Allerdings nur für Infrarot. Einmal umgebaut, kannst Du mit der Kamera natürlich nicht mehr normal fotografieren.

Baum mit Schatten


Die Kamera, mit der ich auf Bornholm fotografiert habe, war genauso umgebaut. Ein Stativ brauchte ich nicht. Die Bilder konnte ich sofort nach der Aufnahme auf dem Kameramonitor begutachten. Aufpassen musste ich nur bei starkem Weitwinkel, weil dabei die Bildränder leichter unscharf werden als beim normalen Fotografieren. Viel experimentiert habe ich mit der +/- Taste der Kamera. Die Bilder verändern sich bei leichter Über- oder Unterbelichtung wesentlich stärker als normalerweise. Also am besten nicht übertreiben, sondern in Drittelschritten langsam rantasten.


Kurzum: Es hat mir einen Heidenspaß gemacht, mit der Infrarotkamera zu experimentieren. Du liebst wie ich das Experimentieren? Dann schau doch mal, was für eine tolle kreative Spielwiese die analoge Fotografie sein kann. Ein Gebiet, mit dem ich mich in letzter Zeit wieder häufiger beschäftige.

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9 Comments

  1. Wow, die Bilder sind gigantisch. Ehrlich gesagt, habe ich bei Infrarot zuerst an diese Wärmebildkameras gedacht. Es ist aber faszinieren, wie die Details durch diese Aufnahmetechnik wirken.

  2. Wow, das ist ja mal echt spannend! Wie oft habe ich mir schon gewünscht, bestimmte Lichteffekte, die ich noch mit meinem Auge sehen konnte (im normalen Sichtbereich) mit der Kamera einzufangen und das war immer schon schwierig! Aber mit solch einer Infrarotkamera würden diese Bilder bestimmt genauso dramatisch aussehen! Gefällt mir richtig gut!

    Liebe Grüße
    Jana

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