Bonn, Deutschland

Flugplatz Hangelar – Ausflug gegen das Fernweh

Renate Kraft

Renate Kraft

Das Reiseverbot wegen Corona ist für mich immer schwerer zu ertragen. Ich rette mich mit kleinen Ausflügen wie zum Flugplatz Hangelar ein bisschen über die Zeit. Schließlich haben wir ein Wetterchen, bei dem ich beim allerbesten Willen nicht in meinen vier Wänden versauern will. Und das ist auch gar nicht nötig. Denn es gibt in der allernächsten Umgebung von Bonn unendlich viel zu entdecken. Und dabei muss ich wirklich nicht mit anderen Leuten in Kontakt kommen.

Flugplatz Hangelar

Wenig überlaufenes Ausflugsziel

Ich suche mir ganz bewusst Ziele aus, die aller Voraussicht nach auf gar keinen Fall überlaufen sind. Ich wohne in Bonn ganz nah am Beueler Rheinufer. Aber das ist inzwischen so knüppelvoll, dass ich mich kaum noch hintraue. Doch es gibt zum Glück genügend Alternativen. Zum Beispiel am Flugplatz in Hangelar. Gerade mal sechs Kilometer von zu Hause.

Weite und Stillstand am Flugplatz Hangelar

Flugplatz Hangelar

Ehrlich gesagt brachte mich das Fernweh auf die Idee, mir den Flugplatz mal anzuschauen. Aber natürlich gab’s so gut wie gar keine Starts und Landungen zu bewundern. Stattdessen viele Blicke auf die riesigen leeren, tristen Flächen. Für mich sind sie ein Symbol für den derzeitigen Stillstand.

Aber trotzdem: Der Spazierweg um den Flugplatz herum ist wirklich schön. Er führt zum Beispiel an einer tollen Streuobstwiese vorbei, wo man gerade jetzt ein richtiges Blütenmeer findet. Und das ist doch besser als gar kein Meer.:-) Der Weg ist asphaltiert – also wie geschaffen auch zum Fahrrad fahren oder Skaten. Überall gibt’s Bänke – man kann sich bestens in die Sonne setzen und den Frühling genießen.

Streuobstwiese am Flugplatz Hangelar

Spazierweg mit Blütenmeer

Der Flugplatz Hangelar ist Deutschlands ältester Flugplatz, der aktuell noch betrieben wird. Betrieben ist momentan ein bisschen übertrieben, aber immerhin habe ich vereinzelte Flugzeuge gesehen. Normalerweise starten und landen hier eine ganze Menge Segelflugzeuge, Motorflieger und Hubschrauber. Als ich da war, war es wie überall ziemlich tot. Aber das machte gar nichts, denn der Spazierweg um den Flugplatz hat bei dem tollen Wetter so richtig Spaß gemacht. Und es war auch absolut leer genug, um völlig unbeschwert dort den Sonnenschein zu genießen.

Berühmte Pioniere am Flugplatz Hangelar

Seit 1909 gibt’s am Stadtrand von Bonn bereits Flugbetrieb. Und 1930 landete hier in der Hangelarer Heide das berühmte Luftschiff „Graf Zeppelin“. Mehr als 150.000 Menschen schauten sich dieses Mega-Event damals an. Heute, besonders in Corona-Zeiten, komplett unvorstellbar. Das war aber nicht das einzige aufsehenerregende Event, denn in Hangelar gingen damals die großen Flugpioniere ein und aus. Und wenn zum Beispiel Ernst Udet im Anflug war, dann zog es jedes Mal Tausende von Schaulustigen nach Hangelar.

Flugplatz Hangelar

Nach einer düsteren Ära, in der der Flugplatz militärisch von den Nazis genutzt wurde, ging es Anfang der 1950er Jahre wieder so richtig hoch her in Hangelar. Der Flugplatz wurde Standort des Bundesgrenzschutzes und eine schnelle Entwicklung setzte ein. 1959 wurde dann die „Fliegergemeinschaft Hangelar e.V.“ gegründet, ein Zusammenschluss aller hier an der Luftfahrt teilnehmenden Vereine, Firmen und Personen. Heute ist der Flugplatz in normalen Zeiten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region.

Der Flugplatz Hangelar heute

Der ADAC wartet in Hangelar seine Rettungshubschrauber, und es gibt ein Trainingszentrum für Luftretter. Außerdem ist hier ein Schwerpunktlandeplatz für Firmenflüge. Neben einigen Flugschulen haben viele Privatpiloten ihre Flugzeuge in Hangelar. Mir ist der Flughafen vor allem durch die dort ansässigen Segelflugvereine bekannt. Von meinem Balkon aus sehe ich manchmal bei guter Thermik die Segelflugzeuge durch die Lüfte gleiten.

Flugplatz Hangelar

Lasst mich bald los!

Ich hoffe, dass der Flugplatz schon bald wieder lebendiger wird. Und dass wir alle uns wieder mehr bewegen können. Die Reisefreiheit ist für mich die wohl wichtigste Freiheit überhaupt. Und ich kann sie nutzen, ohne die Kontakt- und Hygienevorschriften zu verletzen. Also bitte, lasst mich bald los!

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20 Comments

  1. Eine richtig schöne Idee, direkt vor der Haustüre eine kleine Tour zu machen.
    Es passt ja perfekt zum gestern erschienen Mikroabenteuer Artikel.
    Zumal ich befürchte, die Reisefreiheit wird uns noch einige Zeit beschnitten bleiben.
    Vielleicht ist das ja auch ganz gut so und man lernt Reisen wieder deutlich mehr zu schätzen.

    Pass auf dich auch, Katja vom WellSpa-Portal.de

    1. Das stimmt, passt perfekt.:-) Ja, die kleinen Touren sind das, was mir am meisten Spaß macht momentan. Beschnitten wird die Reisefreiheit auf jeden Fall noch ein Weilchen. Trotzdem hoffe ich, dass wir bald zumindest in Deutschland ein bisschen rumgondeln können. Ich hab einen Camper und könnte mich bestens von den Leuten fernhalten. Deshalb verstehe ich auch den Sinn nicht so ganz und werde langsam ein bisschen sauer…
      LG Renate

    1. Hallo Isa,
      ja, der Lagerkoller geht schon los, obwohl ich bis Ende März 3 Monate in Neuseeland war. Die Ausflüge helfen ganz gut. Besser als nix…
      Liebe Grüße zurück nach Stuttgart!
      Renate

  2. Ich verstehe dich soooo gut! Gerade heute morgen habe ich die Nachricht bekommen, dass unser Flug in den Pfingsturlaub gecancelled wurde. Das kam zwar nicht unwerwartet, macht mich aber trotzdem traurig. Wir hatten uns seit langem auf diese Reise gefreut.
    Und trotzdem, iIrgendwie hat die ganze Situation auch etwas Positives: Wir besinnen und wieder auf die einfachen Dinge. Wir lernen wieder neu zu schätzen, was uns sonst zu trivial ist. Sei es Ausflüge in der näheren Umgebung, oder einfach mal wieder Gesellschaftsspiele mit der Familie spielen. Ich wünsche mir, das davon auch „nach Corona“ etwas hängenbleibt.
    Verspielte Grüßle,
    Simone

    1. Das tut mir sehr leid für Dich! Naja, ich mag Ausflüge in die nähere Umgebung eigentlich immer. Dafür braucht’s kein Corona.:-) Ich kann der Situation ehrlich gesagt nichts Positives mehr abgewinnen und hoffe einfach, dass es bald vorbei ist…
      LG Renate

  3. Hallo! Ich verstehe Dich total! Wir reißen auch immer mal aus. In den Wald, in den Park oder auch einfach mal um den Block. Meist abends, wenn die Strassen leer sind. Das reisen fehlt uns und das einfach-mal-ans-Meer fahren. Aber es kann nur besser werden! Alles Liebe Dir, Sirit von Textwelle

  4. Dein Bericht ist toll! Wir haben hier unten auf dem Land in Bayern nicht das Problem mit Menschenmassen. Einfach raus, schon wandern wir durch Wald und über Felder… aber ich habe früher in deiner Nähe gelebt und kann mir die Kolonnen von Spaziergängern am Rheinufer vorstellen. Daher finde ich deinen Tipp mit den Flugplätzen klasse!! Auf Hangelar hat mich dein Beitrag jetzt richtig neugierig gemacht. Wenn wir wieder mal auf Besuch in NRW sind, müssen wir da unbedingt mal vorbeischauen!!

    1. Ja, da beneide ich Dich ein bisschen um die bayrische Natur. Hier ist alles sehr dicht besiedelt, was ich in normalen Zeiten eigentlich wegen des riesigen kulturellen Angebots toll finde. Bleib vorerst am besten weg aus NRW und genieß es lieber, wenn es wieder ist, was es einmal war…

  5. Ich weiss nicht, ob beim Besuch eines Flugplatzes mein Fernweh nicht noch grösser würde. Bonn ist für mich etwas weit weg. Wir haben hier in der Nähe auch einen Flugplatz, aber seit Corona war ich noch nie da. Ich gehe lieber dann zum Flugplatz, wenn ich auch wegfliegen kann. Aber der von dir erwähnte Spaziergang ist sicher sehr schön, vor allem jetzt, wenn die Bäume blühen.
    David von https://www.photoschmid.com/

  6. Wir machen auch viele Ausflüge, das schöne Wetter lockt einfach nach draußen. So sind wir ein bisschen weniger traurig über unsere abgesagten Urlaube dieses Jahr. Unser Urlaub auf Langeoog ist jetzt schon ausgefallen und unser Urlaub in Italien wird auch nicht stattfinden können. Aber hoffen wir einfach das Beste und dass die Reiseverbote ihre Wirkung zeigen.

    Liebe Grüße,
    Diana

  7. In unserer Nähe gibt es keinen Flugplatz, dafür aber viele Wiesen und Felder, Seen und Wälder, wo wir in den letzten Wochen fast täglich unterwegs waren. Meist ganz alleine und gefühlt fernab der Zivilisation! Auch wenn es nur rund um unseren Wohnort war. Aber wie du schon schreibst, bei dem schönen Wetter muss man einfach raus!

    Liebe Grüße
    Jana

    1. Seen gibt es hier leider nur sehr wenige kleine in der Nähe. Aber die sind meine Lieblingsziele, weil es am Rhein zu voll ist.
      LG Renate

  8. Ja, so ab und an packt mich auch das Fernweh. Sogar sehr im Moment und ich kann halt dem nicht nachgeben. Also mache ich auch Ausflüge in die Natur. Bei uns wäre es der Flughafen Frankfurt, aber da fahre ich jetzt nicht hin, das ist mir zu trostlos jetzt. Aber hier in der Natur genieße ich derzeit die frische Luft.

    Lieben Gruß, Bea.

    1. Da würde ich jetzt auch nicht hinfahren. Da bin ich angekommen Ende März von Neuseeland. Wahrscheinlich würde mich dort das heulende Elend packen.:-)

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